In der Klasse meines Kindes sind Zwillinge. Die sind genau gleich, findet mein Kind. Wie falsch man mit so einer Ansicht liegen kann, zeigt uns Valentin, der so gar nicht wie sein Zwillingsbruder ist.
Kurzrezension
Valentins Zwillingsbruder Nikita kann irgendwie alles ein bisschen besser, als er. Das nervt gewaltig, vor allem, weil Papa Nikita dann immer so lobt. Als die beiden Jungen darüber sinnieren, ob Eltern überhaupt Kinder doppelt bekommen sollten, entspinnt Valentin die Idee, sich adoptieren zu lassen. Dann würde er bestimmt nicht mehr mit Nikita verglichen werden.
Nikita meint, das würde Valentin sich nie trauen, und schon ist die Wette geschlossen und es führt kein Weg zurück. Also läuft Valentin mit einem Schild um den Hals los zur Schrebergartensiedlung, um einen geeigneten „Adopteur“ zu finden. Ausgerechnet der geheimnisvolle Herr Zareba, der heimlich in seiner Schrebergartenhütte wohnt, geht auf Valentins Gesuch ein und spannt ihn als Adoptivsohn direkt in die Arbeit ein: Äpfel auflesen.
Valentin, der viel und gerne liest, zieht zwar anfangs Vergleiche zwischen Sklaverei und Adoption, doch er merkt schnell, dass sein Adoptivvater ihn trotz der Arbeit viel besser behandelt, als die Sklaven in seinem Buch es erlebten. Denn dieser Ulf kocht für Valentin, lobt seine Arbeit und erkennt trotz der Ähnlichkeit der Zwillinge auch die Unterschiede an.
Während Valentin also fleißig Äpfel sammelt und dabei Ulf Zareba näher kennenlernt, ist Nikita nicht mehr so wohl bei der Angelegenheit. Er spioniert seinem Bruder sicherheitshalber nach. Und wenn er schonmal da ist, meint Valentin, dann kann er auch gleich mit anpacken. Denn Ulf kann wirklich Hilfe gebrauchen.
Mit Witz und Einfallsreichtum packen die Jungen nun also beide an, sammeln Äpfel, kochen Apfelmus, füllen es in von Nikita zuhauf getöpferte Pötte und verkaufen es an Passanten beim Vereinsheim. Dafür holen sie sich noch zwei Kameraden zu Hilfe. Als jedoch ausgerechnet Mama vorbeikommt, um den letzten Topf Mus zu kaufen, da wird Valentin ganz zittrig in den Beinen. Nikita hatte den Eltern nämlich von der Wette und der Adoption erzählt. Mama schimpft nicht. Sie meint aber, dass Valentin und seine Ideen zuhause doch sehr fehlen würden.
Zum Glück nimmt Ulf das mit der Adoption nicht so streng, immerhin bestand sie nur aus gefälschten Papieren. Er ist einverstanden, dass Valentin weiter bei seinen Eltern übernachtet. Und Papa, der praktischerweise Anwalt ist, gibt Valentin nicht nur zu verstehen, dass er einzigartig ist, sondern auch, dass es Möglichkeiten gibt, Ulf auf legalem Weg zu helfen.
Die kleinen Romane von Tulipan sind ideal für den Übergang von Bilderbüchern hin zu längeren Geschichten. Nikola Huppertz schafft es, die Handlung rasant und kurzweilig zu verfassen und trifft mit den Gedankengängen und Gefühlswelten der kleinen Protagonisten den Nerv der Leser. Wie Valentins Eltern vergessen wir Erwachsenen schonmal, dass jedes Kind positive Aufmerksamkeit braucht, sich mit anderen vergleicht und misst und ein Feedback braucht, um sich und seine Gefühle einzuordnen. Ulf, der „Adopteur“, sieht sofort, was Valentin braucht. Nicht ganz uneigennützig, aber sehr sympathisch greift er die wahnwitzige Idee der Jungen auf und ist überrascht, welchen Geschäftssinn die Kinder an den Tag legen.
Hier und da unterstreichen in Grün und Schwarz gehaltene Szenenskizzen die Geschichte und geben den Figuren markante Gesichter. Für Leseratten wie Valentin und für Kinder, die es werden wollen, ist dieses humorvolle und auch anrührende Büchlein über Geschwister, Hilfsbereitschaft und Ideenreichtum absolut zu empfehlen.
Altersempfehlung: 7-9 Jahre
Lesezeit/Volumen: 56 Seiten
Daten zum Buch „Ich und Nikita und der Adopteur“
Titel: Ich und Nikita und der Adopteur
Autor: Nikola Huppertz, Iris Wolfermann
Verlag: Tulipan
Jahr/Auflage: 2018/1.
ISBN: 978-3864293818
Ich und Nikita und der Adopteur
Kriterium | Bewertung (1-10) | Begründung |
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Punkte gesamt | 10 | |
Titelwahl | 10 | |
Aufmachung | 10 | kleines, handliches, gebundenes Büchlein mit wenigen Zeichnungen in der inneren Umschlagseite giftgrün gehalten. Wenige Striche schaffen hier ausdrucksstarke Untermalungen der Szenen. |
Text/Sprache | 10 | Der Text ist humorvoll geschrieben, nicht zu lang und die Gedankengänge der jungen Protagonisten sind sehr authentisch formuliert. |
Inhalt | 10 | Valentin hat die Nase voll davon, dass sein Zwillingsbruder Nikita immer alles besser kann. Er beschließt, sich zur Adoption freizugeben. Da das ganze ein sehr inoffizielles Vorhaben ist, findet sich ausgerechnet der inoffiziell in seiner Gartenlaube hausende Herr Zareba als Adoptivvater. Er hilft durch seine direkte und offene Art Valentin aus seinem Selbstmitleid heraus und anschließend helfen die Kinder dann auch dem Adopteur - auf ihre sehr eigenen und einfallsreiche Weise. |
Pädagogische Themen | 10 | Geschwister Familie Eifersucht Hilfsbereitschaft Vorurteile Kameradschaft |
Pädagogischer Wert | 10 | Hier werden auf humorvolle Weise wichtige Themen angesprochen. Die EIfersucht und das Gefühl, neben dem eigenen Zwilling immer zu verblassen, treiben Valentin aus dem Haus. Als er weniger Zeit hat, sich mit seinen eigenen Problemen zu beschäftigen, entspinnt er tolle Ideen, um ganz selbstlos seinem "Adopteur" zu helfen. Und auch Valentins Eltern ziehen ihre Lehren aus dem Abenteuer. |
Schlüssigkeit/Logik | 9 | |
Kreativität | 10 |