Ritter Rost feiert Weihnachten

Ritter Rost feiert Weihnachten, Jörg Hilbert, Felix Janosa

In den Elternforen im Netz geht wie so oft vor den Festtagen eine Unsicherheit herum: Wie viel Geschenke schenkt ihr denn so? Viele kleine, wenige Große oder nur eines, oder gar viele Große und Kleine? Schade ich meinem Kind, wenn ich zu viel schenke, was ist überhaupt wichtig an Weihnachten und wie genau definiert man Übermaß?

Weihnachten, das Fest der Familie, der Liebe, der Freude und des Friedens – die wenigsten von uns schaffen es, die Vorfreude auf das Fest und die Feiertage selbst tatsächlich einfach nur als Freude zu empfinden. Unsere Ansprüche sind hoch, alles soll gelingen, das Festmahl für alle reichen und von allen genossen werden und trotzdem möchte man nicht den Heiligen Abend am Herd verbringen.

Geschenke im Überfluss verderben den Charakter, aber Schenken selbst ist doch so schön, das Aussuchen und dann die leuchtenden Augen beim Auspacken. Und wehe, wenn nicht, denn man hat sich doch so viele Gedanken und Mühe gemacht mit dem Aussuchen und Verpacken. Undankbarkeit wird einem entgegengebracht, Enttäuschung macht sich breit, die Erwartungen der Kinder an die Geschenke werden manchmal enttäuscht, ebenso wie die Erwartungen der Erwachsenen an Freude und Dankbarkeit.

Warum machen wir Menschen uns eigentlich diesen Stress? Warum werden wir nicht alle zu Weihnachtsverweigerern, schenken uns über’s Jahr immer mal wieder etwas und boykottieren den Konsum? Es hat doch ohnehin schon jeder seinen persönlichen Glauben, warum dann noch dem Standard, der Tradition oder gar der Masse folgen? Warum Weihnachten, wenn man ohnehin nur alles falsch machen kann in den Augen der Partner, Schwiegereltern oder Kinder, der anderen Mütter oder gar der Meinung im Netz?

 

Vielleicht aber machen wir mit bei diesem Weihnachten, weil es uns doch irgendwie angeht? Weil es uns berührt, fasziniert, in seinen Bann zieht und so viel Potential bietet? Denn wenn man nur wirklich bei sich bleibt, dann ist es möglich, dieses Weihnachten so zu feiern, wie es für einen selbst genau richtig ist. Unabhängig davon, ob es Gänsebraten oder Kartoffelsalat mit Würstchen gibt, ob viele oder wenige Geschenke, ob sehen und gesehen werden in der Christmette oder stille oder herausposaunte Spende. Natürlich kann man seinen Kindern an jedem Tag im Jahr eine Freude machen. Natürlich kann man immer mal etwas Besonderes kochen und essen. Und natürlich kann man Freunde und Verwandte sehen, wenn einem danach ist.

Man kann jeden Tag im Jahr versuchen, friedlich zu sein, und jeden Tag beten und daran denken, dass dieses Christuskind einen Unterschied macht in unserem Leben, wenn wir es wollen.

 

Aber da wir all das eben viel zu oft vergessen, ist Weihnachten genau der richtige Moment, sich auf das zu besinnen, was gut für den Menschen ist: Freude schenken, mit Genuss statt Hektik essen, zusammen sein, aufeinander zugehen, miteinander feiern.

Dafür braucht es keine Leitregeln, keine Höchstmengen an Geschenken, keine Budgets oder minutiöse Zeitpläne. Dafür braucht es einfach nur Menschen, die sich einbringen. Oder auch einen Drachen.

 

Kurzrezension

Auf der Eisernen Burg sind die Weihnachtsvorbereitungen in vollem Gange. Zinnsterne werden gebacken und Drache Koks hat einen kleinen und krummen Baum liebevoll geschmückt. Doch plötzlich kommt der königliche Hofschreiber angeritten und verkündet eine königliche Verordnung: Um dem allgemeinen Verfall der weihnachtlichen Sitten entgegenzuwirken, sollen alle ein ganz vorbildliches Weihnachtsfest gestalten.

Tante Gitta Rost weiß genau, was das bedeutet: Weg mit dem Minibaum, her mit einem großen Baum, große Geschenke müssen auch her. Ritter Rost wird zum Einkaufen geschickt und Burgfräulein Bö muss den ganzen Tag in die Küche, denn die von Tante Gitta geladenen Gäste wollen bewirtet werden. Doch gerade als der König zum Kontrollbesuch auftaucht, geht alles schief und aus dem vorbildlichen Fest wird ein großes Chaos.

 

Gut, dass Koks seinen Weihnachtsbaum und seine Zinnsternepäckchen gerettet und ein bescheidenes kleines, fröhliches Weihnachtsfest in seinem Geheimversteck vorbereitet hat. Denn als der König das sieht, erkennt auch er, dass zu einem vorbildlichen Weihnachtsfest vor allem eines gehört: Liebevolles Beisammensein.

Gespickt mit launigen, lustigen Liedern auf einer Musical-Hörspiel-CD kommt diese Weihnachtsgeschichte gänzlich ohne religiöse Note aus und trifft doch den Kern der christlichen Weihnachtsbotschaft. Zwischen all der Hektik, dem Eifer, dem Ehrgeiz eines perfekten Festmahles und großer Geschenkeflut besinnen wir uns mit herzlicher Übertreibung, viel gesundem Humor und feiner Ironie wieder auf Weihnachten.

 

Einige Wortspiele sind für die kleinen Leser noch nicht sofort zu erfassen, aber dafür haben die Vorleser mindestens genauso viel Spaß. Im Anhang finden sich noch sehr nützliche Plätzchenrezepte von Oma Rost. Aufgrund eines Ofendefektes greifen wir vorrangig auf das Rezept für „Gekaufte Plätzchen“ zurück.

 

Fröhlich rostige Weihnachten!

 

Altersempfehlung: 5-7 Jahre
Vorlesezeit: 10-12 Minuten

Daten zum Buch „Ritter Rost feiert Weihnachten“

Titel: Ritter Rost feiert Weihnachten
Autor: Jörg Hilbert, Felix Janosa
Verlag: terzio
Jahr/Auflage: 2009/8.

ISBN: 978-3898357067

Ritter Rost feiert Weihnachten

KriteriumBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt10
Titelwahl10
Aufmachung10Hardcover
DinA4
fröhliche, lustige Zeichnungen, winterliche Stimmung, ganzseitige Liederabdrucke mit Text und Noten
Text/Sprache9Der Wortwitz ist teilweise für die kleineren Zuhörer/Leser nicht ohne Erklärung zu erfassen, aber die erwachsenen Vorleser haben Spaß bei Namen wie "Gräfin Schreck von der Schraube" oder kulinarischen Köstlichkeiten wie "Zinnsterne" und "Musketenfilet". Insgesamt aber ist der Text von Länge und Sprache her gut für Erstleser geeignet, vor allem in Kombination mit dem Musical-Hörspiel.
Inhalt10Ein vorbildliches Weihnachtsfest wünscht sich der König von all seinen Untertanen, und kündigt an, sich persönlich von der Umsetzung dieser Festtagspläne zu überzeugen. Ritter Rosts Tante Gitta Rost eilt herbei, um den Bewohnern der Eisernen Burg bei der Ausführung dieses königlichen Gebotes zu helfen. Sie zerstört damit das liebevoll geplante Fest von Bö, Ritter Rost und Drache Koks. Doch Koks lässt sich sein Weihnachten nicht einfach kaputtmachen, und so hält er am Ende eine Überraschung für alle bereit, die viel besser ist, als vorbildliche Weihnachten.
Pädagogische Themen10Familie
Freunde
Feste feiern
Konsum
Übermaß
Oberflächlichkeiten
kleine Dinge schätzen lernen
Pädagogischer Wert10In unvergleichlich rostigem Witz erfährt der Leser hier, worauf es eigentlich ankommt, wenn man gemeinsam Weihnachten feiern möchte.
Schlüssigkeit/Logik-
Kreativität10