Nebenan die Wildnis

Nebenan die Wildnis, Petra Postert, Susanne Straßer

In den Sommerferien einfach mal nichts tun, nicht verreisen, keine Pläne schmieden, sich einfach nur treiben lassen – für mich wäre das ein Traum, einmal wieder ein paar Wochen ohne Verpflichtungen genießen zu können. Kinder hingegen halten nicht so viel von Langeweile und haben gegen ein bisschen Spannung und Abenteuer im Sommer nichts einzuwenden. Mathis jedenfalls findet es öde zuhause in seinem Garten – bis er Majella kennenlernt.

Kurzrezension

Mathis langweilt sich. Es sind Ferien, es ist warm, Mama hat zu tun mit dem Baby und weit und breit ist nichts Spannendes zu sehen oder zu tun. Nichtmal zum Fluss darf er laufen, weil Mama mit dem Baby nicht mitkommen kann. Und alleine darf er nicht.

Auch Majella ist alleine. Sie scheint es gewohnt zu sein, denn ihre Eltern sind noch beschäftigter, als Mathis‘ Eltern – falls das überhaupt geht. Das bremst Majella aber nicht in ihrer Unternehmungslust – und die ist ansteckend.

Als Mathis Majella kennenlernt, kann er gar nicht anders, als ihr zu folgen. Gemeinsam klettern die Kinder auf Bäume und überwinden Mauern, laufen durch Hintergärten und entdecken schließlich gar nicht weit weg von Zuhause hinter einer besonders großen Mauer eine richtige Wildnis.

Zunächst einmal erforschen die Kinder den verwilderten Garten. Sie stellen sich vor, welche wilden Tiere ihnen hier begegnen könnten, und bauen sich aus Ästen und Zweigen einen Unterschlupf, eine geheime Hütte in den Büschen, aus der heraus sie die Umgebung beobachten können. Bis sie plötzlich etwas noch viel Besseres für sich entdecken: ein richtiges Haus, verlassen und verstaubt.

Der Ehrgeiz ist geweckt, es sich hier gemütlich einzurichten, und so machen sie „Klarschiff“, rücken Möbel zurecht, putzen, nehmen Proviant mit und schmuggeln Teppich, Gemälde und weitere Dinge in das Haus. Ihre Eltern ahnen nichts, sie wähnen die Kinder lediglich in einem der beiden benachbarten Gärten. Erst, als Majella ihren neuen Freund zu einem nächtlichen Abenteuerausflug in die Wildnis überredet, kommt das Geheimnis der Kinder ans Licht. Aber wie das so ist mit Eltern: Wenn sie erleichtert sind, schimpfen sie nicht.

 

Dieser heitere kleine Roman zeigt uns, dass es auch eine abenteuerliche Welt direkt vor der eigenen Haustür geben kann. Langeweile macht kreativ, und so wird aus den öden Sommerferien im Garten für Majella und Mathis mit ein bisschen Phantasie und Abenteuerlust ein richtig aufregender Sommer.

Ganz ohne ernste Note liest sich dieses Buch allerdings nicht: Auch den liebsten und besorgtesten Eltern kann es passieren, dass sie so beschäftigt sind, dass sie gar nicht mitbekommen, was ihre Kinder unternehmen. Also, liebe vorlesende Eltern: Immer gut zuhören, wenn die Kinder was erzählen. Und erst recht, wenn sie nichts erzählen.

 

„Nebenan die Wildnis“ ist ein kurzweiliger, lustiger Roman für junge Leseratten, das Volumen ist für Zweitklässler absolut zu bewältigen und die Geschichte ist leicht und optimal für die Schulferien. Doch auch zum Vorlesen empfehlen sich die kleinen Romane von Tulipan durchaus.

 

Altersempfehlung: 6-8 Jahre
Volumen: 82 (kleine) Seiten

Daten zum Buch „Nebenan die Wildnis“

Titel: Nebenan die Wildnis
Autor: Petra Postert, Susanne Straßer
Verlag: Tulipan
Jahr/Auflage: 2016/1.

ISBN: 978-3864293320

Nebenan die Wildnis

KriteriumBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt10
Titelwahl10
Aufmachung10handliches Taschenformat, gebunden, fröhliches, buntes Cover, innen ganz in grasgrün gehaltene Zeichnungen
Text/Sprache10Der Text liest sich leicht und locker, die Schriftgröße ist angenehm zu lesen, die Kapitel sind kurz und gut unterteilt.
Inhalt9Mathis und Majella lernen sich kennen, als Majella auf der gemeinsamen Grundstückmauer spaziert. Gemeinsam überwinden sie weitere Mauern und durchstöbern fremde Gärten, bis sie plötzlich ein verwildertes Grundstück entdecken, das zu Abenteuern geradezu einlädt.
Pädagogische Themen9Freundschaft
Familie
Mut
Angst
Pädagogischer Wert9Durch den abenteuerlichen Sommer mt Majella wird Mathis mutiger und verantwortungsvoller. Einen Punkt Abzug gibt es für die Eltern, deren Beschäftigtsein nahezu eine Vernachlässigung der gerade einmal achtjährigen Kinder andeutet, die doch oft arg sich selbst überlassen sind.
Schlüssigkeit/Logik9Ein wenig unklar ist, wie lange Mathis und Majella schon Nachbarn sind, denn dass beide Familien noch gar nichts voneinander wissen, mag zwar bei Nachbarn in der Großstadt vorkommen, aber passt nicht sehr schlüssig zu der beschriebenen Umgebung, in der Majella und Mathis wohnen.
Kreativität10