Mephisto

Mephisto, Bernard Villiot, Antoine Guilloppé

Nein, es handelt sich nicht um ein Versehen: Mephisto ist tatsächlich der Name eines Kinderbuches. Abgeleitet von Goethes Mephistopheles bezeichnet er das Düstere, den Teufel, das Unheil. Doch ist der Straßenkater Mephisto tatsächlich das Unheil, das die Menschen in ihm sehen?

Kurzrezension

Missverstanden und ausgegrenzt fühlt sich Mephisto, denn er ist schwarz und heimatlos und streift nur nachts durch die Stadt. Während die anderen Katzen ihre mit Leckerlis gefüllten Bäuche vor Kaminen räkeln und gestreichelt werden, jagt er Ratten und Mäuse in der Dunkelheit und wird von den Menschen als Unheilsbringer verachtet.

Eines nachts lief Mephisto weg aus der Stadt. Er suchte nach einem Ort, an dem er sich willkommen fühlen könnte. Niemand vermisste ihn. Mephisto fand auf dem Land die Freiheit, so sein zu können, wie er war. Er konnte miauen und toben soviel er wollte. Dennoch: Wie die Menschen ihn behandelt hatten – das konte Mephisto nicht vergessen. Und im Schlaf überkamen ihn die Erinnerungen und Ängste befielen ihn. Es dauerte viele Monate fern von allen Menschen, bis er wirklich ohne Angst leben konnte.

Dann kam der Winter und das freie Land bot ihm wenig Raum, sich zu wärmen. Mephisto vermisste die Stadt, vermisste die warmen Dachböden, auf die er sich zurückziehen konnte. Und so kehrte Mephisto zurück in die Stadt.

 

Obwohl sein Fell von Schnee und EIs überzogen ganz weiß war, erkannten die Menschen ihn. Und zu seiner Überraschung freuten sie sich, dass er wieder da war. Sie begrüßten und streichelten ihn. Denn ohne den Straßenkater hatten sich in der Stadt die Ratten und Mäuse weit verbreiten können und die Menschen wurden der Plage nicht Herr. Ihre verwöhnten Hauskatzen interessierten sich nicht für die Jagd.

So war Mephisto ein Heilsbringer geworden, seine Rückkehr wurde bejubelt und niemand mehr schimpfte ihn Teufel oder jagte ihn weg. DIe Menschen boten ihm Gefallen an, Privilegien, doch Mephisto brauchte all dies nicht. Er wollte bleiben, wer er war, ein freier Straßenkater. Alles, was Mephisto brauchte, war ein bisschen Anerkennung, Respekt, Achtung. Und die Menschen hatten gelernt, ihn zu schätzen.

 

In ruhiger, unaufgeregter Sprache wird hier die Geschichte eines Außenseiters erzählt, dessen Wert für das soziale Gefüge, das Gleichgewicht in der Stadt, von den Menschen erst erkannt wird, als er ihnen den Rücken kehrt. Die Bilder sind in Schwarzweiß gehalten, mehr wie Scherenschnitte und Schatten, und spiegeln so das Düstere, den nächtlichen Lebensraum des schwarzen Katers wieder.

 

Die Geschichte ist keine klassische Vorlese- oder Gutenachtgeschichte, sondern eignet sich vor allem für Gruppen, in denen das Thema Ausgrenzung besprochen werden soll. Mephisto lädt ein, hinter die Fassade zu blicken, Vorurteile aufzudecken und sich nicht vom Schein trügen zu lassen. Dann kann man erkennen, wie wertvoll jeder einzelne in seiner Einzigartigkeit ist.

 

Altersempfehlung: 6-8 Jahre
Vorlesezeit: 5-8 Minuten

Daten zum Buch „Mephisto“

Titel: Mephisto
Autor: Bernard Villiot, Antoine Guiloppé
Verlag: minedition
Jahr/Auflage: 2019

ISBN: 978-3865663962

Mephisto

KriteriumBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt10
Titelwahl10
Aufmachung9gebunden, DINA4, schwarzweiß gehalten mit scherenschnittartigen Motiven, ein wenig (gewollt) düster
Text/Sprache8Der Text ist ruhig und unaufgeregt, in Vergangeheitsform geschrieben und es entsteht kein richtiger Spannungsbogen. Das Buch eignet sich mehr für Gruppengespräche.
Inhalt9Mephisto ist ein einsamer schwarzer Kater. Die Menschen gaben ihm den unheilvollen Namen und jagten ihn davon. Mephisto hat Angst, fühlt sich unverstanden, ungeliebt und ausgegrenzt. An einem einsamen Ort in der Natur,lernt er,seine Freiheit zu genießen und die Ängste zu überwinden. Als er zurückkehrt in die Stadt, ändert sich plötzlich alles für ihn.
Pädagogische Themen10Ausgrenzung
anders sein
Einsamkeit
Freiheit
Pädagogischer Wert10Mephisto überwindet seine Ausgrenzung auch dadurch, dass er den Mut hat, in die Stadt zurückzukehren. Auch widersteht er der Versuchung, zum Hauskater zu werden, weil er nur als Straßenkater seine Freiheit behalten und Wertschätzung erlangen kann.
Schlüssigkeit/Logik10
Kreativität10