Eine Laterne für Sankt Martin

Eine Laterne für Sankt Martin, Martina Baumbach, Eva Czerwenka

Der Heilige Martin ist schon ein cooler Typ, findet Linus. Wie der so als Soldat auf seinem Pferd daherreitet und mal eben seinen Mantel mit dem Schwert teilt – ganz lässig, wie ein richtiger Held. Aber wie ist das eigentlich mit dem Held-sein im Alltag?

Kurzrezension

Linus findet die Geschichte von Sankt Martin, die seine Mutter ihm vorliest, gut. Er will auch ein Held sein und seinen Mantel teilen. Vor allem aber will er so ein cooles Schwert haben.

Dass er eigentlich wie der Held Sankt Martin teilen will, vergisst Linus ausgerechnet in dem Moment, als seine Eltern möchten, dass er teilt. Denn sein Cousin David braucht Hilfe. Die Tante muss zur Reha und kann sich nicht um David kümmern.

Für Linus‘ Eltern ist es ganz klar, dass sie helfen wollen. David darf für die nächsten drei Wochen bei ihnen wohnen – ausgerechnet Linus soll dafür sein Zimmer mit dem Jungen teilen. Das findet Linus gar nicht gut. Bevor David kommt, will er alle seine Lieblingsspielsachen in Sicherheit bringen – vor allem den roten Radlader. Das ist auch das Erste, was David entdeckt, als er eintrifft. Linus verbietet ihm aber, damit zu spielen. Dann sieht er, was für ein Spielzeug David mitgebracht hat: Ein Schwert! Genau so eines, wie Linus es sich wünscht. Das macht Linus‘ Laune nicht gerade besser.

Linus ist nicht sehr nett zu David. Er mag sich überhaupt nicht vorstellen, irgendetwas mit ihm zu teilen. Nicht einmal den Frühstückstisch. Doch irgendwann, als alle gemeinsam am Tisch sitzen und Laternen für den Martinsumzug basteln – da passiert es einfach so: Linus und David teilen ihre Bastelsachen miteinander. Und komischerweise fühlt sich das gar nicht schlecht an.

Am nächsten Tag passiert noch etwas Seltsames: David setzt sich zu Linus auf die Wippe. Eigentlich will Linus seine Wippe nicht teilen. Aber wie wir alle wissen, macht Wippen doch erst zu zweit so richtig Spaß. Und Spaß, den haben die beiden Jungen von nun an.  Sie backen Martingänse mit Oma und spielen zusammen mit Linus‘ Autorennbahn.

Viel zu schnell vergehen die drei Wochen, die Linus erst so lang vorkamen. Am Ende der gemeinsamen Zeit findet der Sankt-Martins-Umzug statt. Und Linus hat inzwischen überhaupt kein Problem mehr damit, zu teilen – im Gegenteil: Er schmuggelt sogar heimlich den tollen roten Radlader in Davids Koffer und stellt sich vor, wie sein Freund sich darüber freuen wird. Und David? Der lässt doch tatsächlich sein Schwert für Linus da. Denn Teilen, das haben beide Jungen in dieser Zeit gemerkt, ist eine tolle Sache.

 

Nicht nur am 11. November ist dieses Buch ein kleiner Schatz, denn es bringt die Geschichte vom Heiligen Martin in den Alltag der Kinder. Jeder kann einmal in eine Notlage geraten. Dann ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die den anderen helfen, und nicht nur auf den eigenen Vorteil schauen. Teilen ist viel mehr, als abgeben – denn jemand, der gerne und aufrichtig teilt, der hat – um es biblisch zu sagen – seinen Schatz im Himmel schon sicher, denn er bekommt Freude und Dankbarkeit zu spüren.

Auch für Menschen, denen Heiliges und Religiöses zu abstrakt und fremd ist, kann die Geschichte von Sankt Martin einen positiven Impuls schenken. Denn gerade die Diskussionen um die Verteilung von Flüchtlingen und die Ausgaben für die Flüchtlingshilfe zeigen täglich, wie sehr eine Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft, die wir Kindern oft abverlangen, uns Erwachsenen weltweit noch fehlt. Deshalb ist es gut, dass wir uns am 11. November jedes Jahr aufs Neue daran erinnen, wie wichtig es ist, zu teilen.

Altersempfehlung: 4-6 Jahre
Vorlesezeit: 8-10 Minuten

Daten zum Buch „Eine Laterne für Sankt Martin“

Titel: Eine Laterne für Sankt Martin
Autor: Martina Baumbach, Eva Czerwenka
Verlag: Gabriel
Jahr/Auflage: 2011

ISBN: 978-3522302586

Eine Laterne für Sankt Martin

KriteriumBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt10
Titelwahl10
Aufmachung10Hardcover
quadratisch
Sehr schön gezeichnete Bilder
Das Cover macht Lust aufs Laternelaufen
Text/Sprache10Gut geschriebener Text mit leichten Brüchen bei den Zeitsprüngen
auch für Leseanfäger durch Schriftart, Größe und Textlänge sowie das angemessene Vokabular zu bewältigen
Inhalt10Linus will eigentlich so sein wie der Heilige Martin - vor allem will er so ein Schwert haben. Aber dass es bei Sankt Martin weniger um das Haben als um das Geben geht, das lernt Linus erst im verlauf der nächsten drei Wochen. Denn sein Cousin David zieht vorübergehend zu ihnen - und Linus soll mit ihm sein Zimmer teilen, seine Eltern, seine Oma, sein Spielzeug und seine Zeit. Erst findet Linus das fürchterlich. Aber irgendwann merkt er, dass Teilen ein gutes Gefühl ist. Am Ende ist er sogar traurig, dass sein neuer Freund wieder gehen wird.
Pädagogische Themen10Familie
Freundschaft
Hilfsbereitschaft
Teilen
Geiz
Egoismus
Pädagogischer Wert10Ohne den lehrenden Zeigefinger, sondern über ganz alltägliche Situationen erkennt Linus, dass Teilen nicht wehtut, sondern sogar ein schönes Gefühl ist.
Schlüssigkeit/Logik10
Kreativität10