Charlie und Lola kennen viele Kinder aus dem Fernsehen. Lola ist ein bisschen komisch, meint Charlie. Trotzdem hat er seine kleine Schwester lieb.
Kurzrezension
Charlie hat eigentlich nichts dagegen, wenn seine kleine Schwester Lola mit seinen Spielsachen spielt. Aber mit der selbstgebauten Rakete ist es etwas Anderes. Denn Charlie hat viel Zeit und Mühe in den Bau der Rakete investiert und dafür sogar einen Preis bekommen.
Die Rakete ist sehr empfindlich und Charlie verbietet Lola, sie anzufassen oder mit ihr zu spielen, weil er Angst hat, dass sie dabei kaputtgehen würde.
Dann geht Charlie zu einem Freund und Lola bleibt nichts anderes übrig, als mit ihrem imaginären Freund, Sören Lorenson, zu spielen. Der hat immer gute Ideen, was man spielen kann. Natürlich ist der Reiz der Rakete zu groß, sodass Lola und Sören beschließen, damit – ganz vorsichtig – zu spielen. Doch schon bei dem ersten Versuch fällt die Rakete herunter und geht kaputt.
Lola und Sören wollen so tun, als sei nichts geschehen. Aber natürlich sieht Charlie, als er nach Haus kommt, sofort, dass die Rakete kaputt ist. Doch auf Charlies Frage weicht Lola erst aus und dann verneint sie ihre Schuld.
Charlie droht damit, zu den Eltern zu gehen und ihnen alles zu erzählen. Da tischt Lola ihrem Bruder eine ganz abenteuerliche Geschichte auf, wie die Rakete bei einer Elefantenrettungsaktion kaputtgegangen ist. Charlie droht erneut damit, die Mutter zu informieren. Nun wird Lola klar, dass sie die Wahrheit sagen muss. Trotzdem schiebt sie erstmal die Verantwortung auf ihren Phantasiefreund, bevor sie sich dann doch durchringt und die Schuld auf sich nimmt.
Charlie hat inzwischen die Rakete repariert und verzeiht Lola.
Die Geschichte hat schöne und weniger schöne Elemente. Dass Lola nur auf Druck und Drohung hin die Wahrheit sagt, ist nicht schön. Dass Charlie ihr verzeiht, ist großmütig, und es ist auch nett, zu sehen, wie er ihre lebendige Phantasie akzeptiert und so tut, als gäbe es Sören Lorenson wirklich.
Dennoch schwebt immer seine Drohung im Raum, es den Eltern zu sagen, und man fragt sich unweigerlich, was daran so bedrohlich ist – was würden die Eltern denn machen? Würden sie Lola hart strafen? Oder würden sie vielleicht versuchen, eine kindgerechte Lösung zu finden, also zu helfen? Dann wäre es ja keine schlechte Idee, die Eltern hinzuzuziehen. Warum hat Lola Angst davor, dass Charlie sie verpetzen könnte?
Am Ende lösen die Kinder das Problem selbst, indem Lola zugibt, die Rakete kaputtgemacht zu haben und glaubwürdig zeigt, dass es ihr leid tut. Charlie verzeiht ihr, weil sie die Wahrheit gesagt hat – eine erzwungene Ehrlichkeit mit Beigeschmack.
Dass die möglichen Konsequenzen und Charlies Reaktion beängstigend im Raum stehen, zeigt mir die Tatsache, dass mein Kind schon in dem Moment, in dem klar wird, dass Lola unerlaubt an die Rakete herangehen wird, mich bittet, mit dem Vorlesen aufzuhören. Sie will nicht umblättern, weil sie meint, sie wisse, was jetzt passiert: Die Rakete würde kaputtgemacht und das wäre ganz schrecklich.
Ich konnte sie überzeugen, nachzuschauen, ob die Geschichte nicht doch noch gut ausgeht. Der Fortgang hat sie aber nicht überzeugt. Lolas und Charlies Erlebnisse werden wohl nicht zu ihren Lieblingsgeschichten werden.
Pluspunkte gibt es aber für Lolas Phantasie und Charlies Verständnis dafür.
Altersempfehlung: 4-6 Jahre
Vorlesezeit: 8-10 Minuten
Daten zum Buch „Charlie und Lola – Ich war’s nicht! Ganz ehrlich nicht!“
Titel: Charlie und Lola – Ich war’s nicht! Ganz ehrlich nicht!
Autor: Lauren Child
Verlag: Fischer
Jahr/Auflage: 2007
ISBN: 978-3596852703
Ich war's nicht! Ganz ehrlich nicht!
Titelwahl | Bewertung (1-10) | Begründung |
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Punkte gesamt | 9 | |
Titelwahl | 9 | Die Titelzeile kommt wider Erwarten gar nicht im Buch vor, Lola lügt zwar, aber auf ganz andere Weise. |
Aufmachung | 8 | Hardcover quadratisch Die Zeichnung der Figuren ist sehr simpel Die teilweise knalligen Hintergrundfarben, die wechselnden Schriftgrößen und die Mischung aus fotografiertem Element und gezeichneten Bildern haben in der Gestaltung leichten Comiccharakter und sind dadurch nicht sehr (vor-)leserfreundlich. |
Text/Sprache | 9 | Text ist ist Gegenwartsform verfasst, Charlie erzählt quasi, was passiert. Das ist nicht ganz stimmig, weil er dann bei der Haupthandlung gar nicht mehr im Raum ist. Die Sprache ist aber dem Kindermund authentisch nachempfunden durch die vielen Übertreibungen. |
Inhalt | 9 | Charlie bringt eine ganz tolle Bastelarbeit mit heim. Lola darf nicht damit spielen, doch als Charlie weggeht, spielen Lola und ihr imaginärer Freund Sören doch mit der Rakete und machen sie kaputt. CHarlie weiß, dass Lola schuld ist, doch Lola braucht eine ganze Weile, bis sie die Wahrheit sagt. Vorher tischt sie ihrem Bruder eine abenteuerliche Lügengeschichte auf. |
Pädagogische Themen | 9 | Wahrheit Lüge Ehrlichkeit Geschwister Verantwortung für das eigene Handeln Phantasie |
Pädagogischer Wert | 8 | Was zwar realistisch, aber nicht schön ist, ist, dass Lola nicht aus eigenen Stücken zur Wahrheit findet, sondern durch die Drohung von Charlie, der ihre "Tat" an ie Eltern "verpetzen" will. Das Verzeihen des großen Bruders hingegen ist ein Pluspunkt. |
Schlüssigkeit/Logik | 10 | Es ist mehr als logisch, dass Lola der Versuchung, mit der Rakete zu spielen, nicht widerstehen kann. |
Kreativität | 10 |