Nick und die Schulwegwette

Nick und die Schulwegwette, Luise Holthausen, Dorothea Tust

Eine der größten Herausforderungen für Schulanfänger ist es, den eigenen Schulweg sicher und selbständig zu bewältigen. Viele Vorschulkinder üben ihn daher schon lange vor Schulbeginn mit ihren Eltern, damit sie die wichtigsten Verkehrsregeln sicher beherrschen, bevor sie ganz auf sich selbst gestellt sind. Nick und Leonie haben ihren Schulweg schon längst drauf – wetten?

Kurzrezension

Eine kleine Zankerei um ein Spielzeugauto im Kindergarten führt dazu, dass die Freunde Nick und Leonie sich beim Versuch, sich gegenseitig zu übertrumpfen, mit ihrem Können und Wissen so sehr angeben, dass sie sich in eine Wette hineinsteigern: Können sie beide ihren Schulweg alleine und sicher gehen, um sich am Nachmittag auf dem Schulhof zu treffen?

Nicks Mama ist noch nicht so überzeugt davon, dass sie ihr Vorschulkind alleine losziehen lassen soll. Da Nick ihr aber nichts von der Wette erzählen will, knöpft er ihr zumindest das Versprechen ab, sich nicht blicken zu lassen, wenn sie ihn auf seinem Weg beobachten will.

Das klappt nur bedingt, denn Mama hält nicht genug Abstand und versteckt sich nicht richtig. Und dann freut sie sich auch noch so darüber, dass Nick an der Ampel aufpasst, ob das heranfahrende Auto auch wirklich stehenbleibt, dass sie ihn lautstark lobt. Das ist doch kein „Alleingehenlassen“, findet Nick. Mama stimmt zu und verspricht, sich nun besser zu verstecken und nicht mehr einzumischen.

Nick konzentriert sich wieder auf den Straßenverkehr, denn der hat es auf seinem künftigen Schulweg in sich. Als er eine weitere Situation sicher meistert, wird er schon wieder gelobt – diesmal aber nicht von Mama, sondern von einer seltsamen alten Frau, die sich hinter einem Baum versteckt.

Nick wundert sich nur kurz, denn jetzt hat er das Schulgelände erreicht und auch Leonie ist schon da. Beide Kinder sind mächtig stolz auf sich und beschließen – wenn sie schonmal zusammen sind – doch auch gleich zum Spielplatz zu laufen um zu spielen.

Doch als sie den Schulhof verlassen, sind beide peinlich berührt: Da steht Nicks Mama und unterhält sich mit der älteren Frau, die sich als Leonies Oma und Aufpasserin entpuppt. Denn auch Leonie durfte den Weg noch nie ganz alleine gehen. Das ist aber nicht schlimm, findet Nick, und die Kinder beschließen, dass die Wette egal ist und sie am nächsten Tag im Kindergarten einfach zusammen mit dem Spielzeugauto spielen, abwechselnd.

 

Na gut, die Entstehung der Wette ist etwas konstruiert. Aber die Herangehensweise an ein wichtiges Thema für Vorschulkinder ist amüsant und locker. Hier werden spielerisch ganz nebenbei Verkehrsregeln erklärt und schwierige Verkehrssituationen wie zugeparkte Fahrbahnränder angesprochen.

Wie wichtig Selbständigkeit, Mut und Stolz auf bestandene Herausforderungen für Vorschulkinder und Schulanfänger sind, wird hier ganz deutlich. Auch, dass Eltern loslassen und vertrauen lernen müssen, ohne ihre Kinder von jetzt auf gleich komplett sich selbst zu überlassen, wird authentisch dargestellt. Sich messen, vergleichen, übertrumpfen und doch freuen, sich in ganz ähnlicher Situation zu befinden, im selben Boot zu sitzen, ist für Kinder im Einschulungsalter wichtig und aktuell.

Der geringe Bekanntheitsgrad dieses Buches verwundert. Unser Vorschulkind jedenfalls ist begeistert und macht sich viele Gedanken über das „Wann“ und „Wie“ des Erlernens des eigenen Schulweges. Auch, dass am Ende irgendwie beide Freunde die Wette gewonnen haben, trifft hier auf Wohlwollen. Schließlich will man sich mit seinen Freunden zwar messen und sie „besiegen“, aber gleichzeitig findet man es auch nicht gut, wenn die Freunde „verlieren“.

Sowohl die Wettsituation als auch das Erlernen des Schulwegs, das Entwickeln von Mut, der Wille zur Eigenständigkeit und die Erleichterung darüber, dass es okay ist, wenn die Erwachsenen sicherheitshalber noch ein bisschen mit aufpassen, werden hier sehr locker, lustig und kindgerecht dargestellt.

Vielleicht ist der Titel zu kompliziert und sperrig oder die Werbung war zu gering. Aber von hier aus geht eine ganz klare Leseempfehlung für alle Vorschulkinder und Schulanfänger aus. Liebe Eltern, Erzieher und Kinder: Den eigenen Schulweg zu erlernen ist mit ein bisschen Mut, Vertrauen und Verkehrserziehung gar nicht so schwer. Wetten?

Altersempfehlung: 5-7 Jahre
Lesezeit/Seitenzahl: 10 Minuten

Daten zum Buch „Nick und die Schulwegwette“

Titel: Nick und die Schulwegwette
Autor: Luise Holthausen, Dorothea Tust
Verlag: esslinger
Jahr/Auflage: 2011

ISBN: 978-3480226252

Nick und die Schulwegwette

TitelwahlBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt10
Titelwahl10
Aufmachung10Hardcover, etwas größer als DinA4
Bilderbuch mit farbenfrohen doppelseitigen Zeichnungen
Text/Sprache10kindgerechte Sprache, Schriftgröße für Leseanfänger geeignet
Inhalt10Nick und Leonie sind Kindergartenfreunde und versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen, was ihr Können und ihren Mut angeht. So entsteht die Wette, wer schon seinen Schulweg gehen kann. Dafür verabreden sie sich auf dem Schulhof. Nick durfte den Weg dorthin bisher nicht alleine gehen, und auch heute möchte Mama ihn nicht ganz allein losziehen lassen. Damit Nick sich vor Leonie nicht blamiert, muss Mama sich allerdings dabei an die Versteckregel halten. Dumm nur, dass Leonie und ihre Oa genau dieselbe Abmachung getroffen haben.
Pädagogische Themen10Mut
Verkehrserziehung
Schulanfang
Eigenständigkeit
Verantwortung
Stolz
Pädagogischer Wert10Sehr spielerisch und witzig werden hier die ersten Schritte in die Eigenständigkeit künftiger Schulkinder angesprochen und ganz nebenbei wichtige Verkehrsregeln gelernt. Dabei kommt die Erkenntnis nicht zu kurz, dass man bei Schulbeginn noch nicht alles alleine können muss und es okay ist, wenn die Erwachsenen auch weiterhin ein wenig aufpassen.
Schlüssigkeit/Logik9Die Entstehung der Wette ist nicht sehr einleuchtend, sondern arg konstruiert daher ein Punktabzug.
Kreativität10