Laura und der andere Stern

Laura und der andere Stern_Klaus Baumgart

Laura und der andere Stern, Klaus Baumgart

„Mathilda ist meine beste Freundin“, sagte mein großes Kind, als ich es von der Geburtstagsfeier eben jenes Mädchens abholte. Ich musste schmunzeln. Immerhin ist das Prädikat „Beste Freundin / Bester Freund“ etwas ganz Besonderes. Etwas, das man im Leben eigentlich nur ein- oder zweimal vergibt und das auch meist erst nach vielen Jahren und vielen nicht nur positiven Erfahrungen. Aber irgendwo muss mein Kind den Begriff aufgeschnappt haben und es hat ihn nun feierlich dieser einen Spielkameradin zugeteilt.

„Beste Freunde sein“ ist etwas ganz Besonderes. Nicht jeder Mensch hat das Glück, ein ganzes Leben lang einen besten Freund an seiner Seite zu haben. Umso mehr freut man sich als Eltern, wenn die eigenen Kinder beginnen, den Wert einer Freundschaft zu erkennen. Im Laufe des Lebens beginnt man, die geschlossenen Freundschaften einzuteilen: Es gibt Sandkastenfreunde, Kindergartenfreunde, Schulfreunde, Studienfreunde – und eben, wenn man Glück hat, beste Freunde.

 

Auch wenn ich mir sicher bin, dass mein Kind noch ganz am Anfang einer Menge spannender freundschaftlicher Beziehungen steht, die es im Leben pflegen wird, und dass nicht alle davon für immer halten werden, so freue ich mich doch, dass es für sich entschieden hat, diese eine Freundschaft für diesen Moment besonders hervorzuheben. Beide möchten am liebsten jeden Tag zusammen spielen, sie sind traurig beim Auseinandergehen und fragen täglich, wann sie sich wiedersehen können.

Besagtes Mädchen ist meinem Kind recht ähnlich: Beide sind sehr lebendig, beide lieben Bewegung und beide haben einen enormen Freiheitsdrang. Das macht das Zusammenspiel nicht ganz reibungslos. Aber trotz des jungen Alters haben die beiden schon viel über ihre Freundschaft gelernt und vertragen sich nach jeder Auseinandersetzung fast wortlos und in Minutenschnelle.

 

Erwachsenen gelingt das meist nicht mehr so leicht. Manchmal liegen Tage oder gar Wochen des Schweigens zwischen Freunden, wenn es Streit gab. Die Verletzungen wiegen schwerer, falscher Stolz steht den Menschen oft im Weg und den ersten Schritt auf den anderen zuzugehen empfindet man fast als Niederlage. Sich zu versöhnen ist eine Kunst, zu der es auch gehört, eigene Fehler einzusehen und über die Fehler des Freundes großzügig hinwegzusehen.

Jetzt, da mein Kind die ersten wertvollen Freundschaften geschlossen hat, interessiert es sich besonders für den Umgang von Freunden miteinander. Und deshalb war es auch schnell klar, welches Buch das aktuelle Buch der Woche werden musste. Denn Laura und ihr Stern lernen in dieser Geschichte eine Menge über ihre ganz besondere Freundschaft.

 

Kurzrezension

Laura reist in dieser Geschichte ans Meer. Dort findet sie am Ende eines langen Muschelsammeltages einen Stern im Sand. Sie erinnert sich daran, wie sie einst ihrem Stern, ihrem besten Freund, geholfen hatte, an den Himmel zurückzugelangen, und für Laura ist klar, dass sie auch diesem anderen Stern helfen muss.

Ihr Stern kommt sie besuchen und sie bittet ihn, ihr zu helfen, den gefundenen Stern an den Himmel zurückzubringen. Doch irgendwie scheint ihr Freund sie nicht zu verstehen. Oder ist er etwa eifersüchtig? Erst schubst er Laura Richtung Meer, dann begießt er den anderen Stern mit Wasser und als Laura ihn schließlich ausschimpft, verschwindet er hinter einer Wolke.

Laura ist nun ganz allein und möchte den anderen Stern mithilfe eines Ballons an den Himmel zurückschicken. Doch der Ballon fliegt nicht hoch genug und der andere Stern sieht sehr traurig aus. Laura sucht in einem Schuppen nach etwas, womit sie den Ballon hochpusten kann. Mit einem Blasebalg bewaffnet läuft sie zum Strand zurück, da sieht sie plötzlich ein Plakat, auf dem die Meeresbewohner abgebildet sind. Unter ihnen ist ein Seestern. Laura erkennt ihren Irrtum: Der Seestern gehört nicht an den Himmel, sondern ins Meer! Ihr bester Freund, der Stern vom Himmel, wollte ihr das sagen, aber sie hat ihm nicht richtig zugehört und war wütend auf ihn.

Laura möchte ihren Fehler wieder gut machen und schleppt nach und nach Gegenstände an, auf die sie klettert, doch sie erreicht den Ballon mit dem Seestern einfach nicht. Zum Glück taucht da ihr bester Freund wieder auf. Laura und ihr Stern versöhnen sich und gemeinsam schaffen sie es, den Seestern aus der Luft zurück zum Meer zu bringen.

 

Diese Geschichte von Laura kommt ganz ohne ihre Eltern, ihre Freundin Sophie und auch ohne ihren kleinen Bruder samt Beschützmichhund aus. Mein Kind erklärt mir sofort, dass kleine Kinder eigentlich nicht alleine an den Strand dürfen und es auch komisch ist, dass Lauras Eltern nachts nicht auf Laura aufpassen. Dass ein Kind in Lauras Alter einen Strandkorb herumbugsieren kann, führt ebenfalls zu Abzügen beim Punkt Schlüssigkeit und Logik. Aber diese fehlende Logik ist nicht ausschlaggebend, denn „Laura und der andere Stern“ kommt als wunderbar phantastische und zauberhafte Geschichte mit viel Sternenglitzer und gutem Willen daher. Die Bilder vom Strand und vom Meer versetzen die kleinen und großen Leser in Sommerlaune und die Botschaft von Klaus Baumgarts Geschichte ist so einleuchtend wie lebenswichtig für Groß und Klein:

Beste Freunde gehen zusammen durch dick und dünn. Sie versöhnen sich nach einem Streit und sie können sich immer, wirklich immer in der Not auf die Hilfe des anderen verlassen. Denn gemeinsam sind sie stark.

Altersempfehlung: 4-7 Jahre
Vorlesezeit: 10 Minuten

Daten zum Buch „Laura und der andere Stern“

Titel: Laura und der andere Stern
Autor: Klaus Baumgart
Verlag: Baumhaus
Jahr/Auflage: 2015

ISBN: 978-3833903403

 

Laura und der andere Stern

TitelwahlBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt10
Titelwahl10
Aufmachung10Din A 4 Hardcover
zauberhafte Farben und Zeichnungen nehmen den Leser mit ans Meer
Laura und ihr Stern wurden in ein neues, phantastischeres Bild getaucht: Der Stern glitzert und Laura wirkt weniger verschmitzt, als gewohnt, eher verträumt
Text/Sprache10Die Sprache ist flüssig und auch für Leseanfänger geeignet. Die gewählte Zeitform Präsens nimmt den jungen Leser direkt mit in Lauras Abenteuer
Inhalt10Laura reist ans Meer. Ihr Stern besucht sie dort natürlich auch. Aber Laura findet am Strand einen anderen Stern, und sie denkt, dass sie auch diesem, wie einst ihrem Stern, helfen muss, an den Himmel zurückzukommen. Sie bittet ihren Freund, ihr zu helfen, doch ihr Stern scheint eher gegen sie zu arbeiten. Statt Laura zu helfen, den gefundenen Stern an den Himmel zu bringen, begießt er ihn mit Wasser. Und als Laura mit ihm schimpft, versteckt er sich. Laura versucht alleine, den gefundenen Stern an den Himmel zu bringen. Doch dann erkennt sie anhand eines Plakates, dass der gefundene Stern keiner ist, der vom Himmel fiel, sondern ein Seestern. Sie erkennt ihren Fehler und veruscht, den Stern zu retten. Nun kommt auch ihr Sternenfreund zurück und gemeinsam schaffen sie es, den Seestern zurück ins Meer zu bringen.
Pädagogische Themen10Freundschaft
Hilfsbereitschaft
Einsicht / eigene Fehler zugeben
Versöhnung
gemeinsam stark sein
Pädagogischer Wert10Laura ist hilfsbereit, doch in ihrem Aktionismus übersieht sie, dass der Stern, den sie gefunden hat, etwas ganz anderes braucht. Als ihr Stern ihr helfen und ihren Irrtum aufklären will, weist sie ihn ab. Sie denkt, dass ihr Stern bloß eifersüchtig ist und ihr nicht helfen will. Als sie ihren Fehler einsieht und ihn beheben will, scheitert sie allein. Doch ihr Freund ist ihr nicht böse, er kommt zurück und hilft ihr und gemeinsam retten sie den Seestern.
Schlüssigkeit/Logik6Warum die kleine Laura nachts bei Sternenschein allein am Strand ist, ist neben der phantasievollen Geschichte der größte Mangel an Logik. Auch dass ein kleines Kind außer Pippi Langstrumpf einen Strandkorb durch die Gegend ziehen kann, ist nicht schlüssig. Es tut dem Charme der Geschichte aber keinen Abbruch.
Kreativität10