Die Einschulung ist für jedes Kind eine große Sache. So auch für Laura. Allerdings ist sie wohl die Einzige, die einen echten Stern mit in die Schule nehmen kann, oder?
Kurzrezension
Laura freut sich auf die Schule. Sie und Sophie kommen in eine Klasse. In der ersten von sechs Geschichten darf sie sich mit Papa und Tommy eine Schultasche aussuchen. Tommy ist neidisch. Er will auch eine Schultasche bekommen und in die Schule gehen. Aber wie das so ist bei kleinen Geschwistern: Er muss noch warten.
Die Vorfreude und die Begeisterung der Kinder wird jäh gedämpft, als der fiese Harry ihnen erzählt, dass sie mit Frau Hofbauer eine sehr gemeine Lehrerin bekommen werden, die ganz viele Hausaufgaben aufgibt und Kinder mit Brillen nicht mag. Außerdem wird nun auch noch Papas Erkältung so schlimm, dass er Fieber bekommt. Was, wenn er Laura nun nicht zur Schule bringen kann? Laura hat nun ein mulmiges Gefühl, und genau so heißt auch diese zweite Geschichte.
Als Laura ihre Sorge mit ihrem Stern teilt, beschließt dieser, in Lauras Schultasche einfach mit in die Schule zu kommen. Laura legt ihm eine Wollmütze mit in die Schultasche, damit er es bequem hat.
Am nächsten Tag bringt der immer noch verschniefte Papa Laura samt Schultasche, Stern und Schultüte in die Schule. Das heißt – eigentlich bringt er sie nur bis vor die Schule, denn dort warten sie nun sehr lange auf Lauras sonst wohl recht mutige Freundin Sophie. Die hat nämlich wegen Harrys Erzählungen nun Angst vor der Schule. Schließlich aber kommt sie doch noch. Ihre Mutter muss gleich weiter zur Arbeit. Lauras Mutter ist erst gar nicht mitgekommen. Sie gibt im Ausland ein Konzert. Eltern, die sich nicht für die Einschulung ihrer Kinder Zeit nehmen (können) – das ist eigentlich viel trauriger, als ein paar Sprüche von Harry Ballwanz, wird aber hier ganz selbstverständlich hingenommen. Die beiden Mädchen gehen nun in ihre Schulklasse, während Papa mit Tommy die verschwundene Lehrerin sucht, die wohl ihrerseits nach Laura und Sophie sucht.
Die fünfte Geschichte handelt von dem Durcheinander, das Lauras Stern in ihrer Klasse verursacht, weil er keck mit der Mütze umherschwebt. In der letzten Geschichte kommt dann die Lehrerin in die Klasse und ist keineswegs streng oder gemein, obwohl Laura auf ihrem Pult herumturnt und was von einer schwebenden Mütze erzählt. Als Hausaufgabe müssen die Kinder nur etwas ausmalen. Das erzählen sie dann auch Tommy und Sophies Mama: Das es schön war, in der Schule. Und nebenbei hat Sophie noch eine „Harry-Verhau-Maschine“ erfunden, weil der ihnen ja mit seinen Lügen die ganzen unnötigen Sorgen eingehandelt hat.
Happy End. Oder Beginning vielmehr, denn das war ja erst der erste Schultag. Entgegen vieler anderer Geschichten von Laura, ihrer Familie, ihrem Stern und ihren Freunden ist diese hier zwar sehr phantastisch, aber leider auch sehr unauthentisch geraten. Ein Schulanfang ohne Eltern und ohne Feier ist hierzulande einfach kaum mehr vorstellbar. Der sehr aktive Stern hinterläßt zwar viel Glitzer, aber wenig Raum für eine Identifizierung mit den Ereignissen. Jedem Vorschulkind ist klar, dass es selbst keinen lustig umherhüpfenden Stern in seinem Ranzen mitnehmen kann.
Durch das Abdriften in eine reine Phantasiegeschichte wird diese Episode von Lauras Stern daher zwar unterhaltsam, aber sie hilft nicht beim Abbau von Schulängsten. Lediglich der Hinweis darauf, dass man nicht alles für bare Münze nehmen sollte, was einem andere über die Schule erzählen, ist ganz hilfreich. Ob man Kinder wie Harry deshalb besser verhaut oder einfach ignoriert, sei mal dahingestellt.
Fazit: Das Buch ist ganz nett, aber irgendwie nicht das, was einem Vorschulkind so richtig Vorfreude auf die Schule macht. Vielmehr löst es Irritationen aus, indem es wie viele andere Bücher zu dem Thema von strengen Lehrern, zu vielen Hausaufgaben und wenig Freude erzählt. Auch wenn sich am Ende um eine Auflösung/Kehrtwende bemüht wird, bleibt ein schaler Nachgeschmack. Daher ist dieses Büchlein für Leseanfänger, die in der Schule schon festgestellt haben, das es unterschiedliche Lehrer gibt, besser geeignet, als für neugierige Vorschulkinder, die sich fragen würden, warum eigentlich immer wieder irgendwer etwas von strengen und gemeinen Lehrern erzählt.
Altersempfehlung: 5-7 Jahre
Vorlesezeit: 6 Geschichten à 3-5 Minuten
Daten zum Buch „Laura kommt in die Schule“
Titel: Laura kommt in die Schule
Autor: Klaus Baumgart, Cornelia Neudert
Verlag: Baumhaus
Jahr/Auflage: 2011
ISBN: 978-3843200110
Laura kommt in die Schule
Kriterium | Bewertung (1-10) | Begründung |
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Punkte gesamt | 8 | |
Titelwahl | 10 | |
Aufmachung | 10 | broschiertes Heftchen, schön gezeichnet, leicht, daher geeignet für Schultüte oder als Schulbuslektüre |
Text/Sprache | 10 | Der Text ist in großen Buchstaben gut zu lesen und die Unterteilung in mehrere Kapitel ist praktisch für (Vor-)Lesepausen. Die Sprache ist verständlich und altersgerecht. |
Inhalt | 7 | Laura kommt mit Sophie zusammen zur Schule. Der Kauf der Schultasche verläuft noch positiv, doch dann kommt Harry und macht den Mädchen die Vorfreude zunichte. Er erzählt von einer strengen und gemeinen Lehrerin. Und das Thema zeiht sich durch bis zur letzten Episode, in der sich herausstellt, dass Harry Mist erzählt hat. Was bleibt, ist das mulmige Gefühl von Kapitel 2. |
Pädagogische Themen | 10 | Freundschaft Einschulung Neubeginn Aufregung Vorfreude Angst Gut und Böse |
Pädagogischer Wert | 6 | Das Buch bemüht sich, im letzten Kapitel klarzustellen, dass Harrys Schilderungen über Lauras Klassenlehrerin falsch sind. Allein die Wirkung fehlt. Es bleibt ein ungutes Gefühl und den Eltern bleibt nach dem Vorlesen die Aufgabe, die verdorbene Vorfreude ihrer Kinder wieder zu wecken - mit einem anderen Buch. |
Schlüssigkeit/Logik | 6 | Eltern, die nicht am ersten Schultag dabei sind, weil sie arbeiten müssen - traurig, wenn das in weiten Teilen unserer Gesellschaft Realität würde. Und die ausgesprochen aktive Rolle des Glitzersterns ist bei diesem Thema nicht förderlich. |
Kreativität | 9 |