Meine siebenjährige Tochter legte mir neulich ein Buch vor, selbstgemalt, selbst geschrieben und selbst gebunden – naja, okay, getackert. Sechs Seiten plus Cover. Interessiert nahm ich es zur Hand.
Das Werk handelte von einer Ente, die in die Welt hinauszog. Bildreich war die Handlung ausgeschmückt. Die Ente fand eine Insel samt Höhle, und beschloss dort zu wohnen. Schon kurze Zeit später traf sie einen Erpel, den sie schließlich heiratete.
Klar, so läuft das im Leben – jedenfalls bei manchen. Dass unser Kind Heim und Heirat für den Inhalt der ersten eigenen Geschichte und eine Ente als Protagonistin wählen würde, überrascht nicht. Ihre Eltern stecken täglich viel Geld und Zeit in eine solche „Höhle“, die wir uns zum Heim für die Familie erkoren haben. Heirat und Heimgründung haben bei uns also einen hohen Stellenwert und bilden gleich neben Schule, Sport und Freunden das Themenfeld, in dem meine Kinder sich bewegen. Das Bauernhofleben bietet zudem Inspiration für zahlreiche tierische Protagonisten.
Aber es überraschte und berührte mich enorm, wie selbstverständlich diese Zweitklässlerin ihr gerade erst in der Schule erlerntes Schreibvermögen direkt in ein so umfassendes Projekt wie ein eigenes Buch umsetzte. Und ich dachte an meine beste Freundin, mit der ich in Grundschulzeiten ebenfalls den festen Entschluss gefasst hatte, gemeinsam ein Buch zu schreiben. Es hatte den Titel „Fünf und eine Hund auf Abenteuern“ und begann ungefähr mit den Worten: „“Endlich Ferien“, seufzte Bine, und ließ sich im Schulbus neben Franzi auf den Sitz plumpsen.“ Leider haben wir es irgendwie damals gemeinsam nie über die ersten Seiten hinaus geschafft. Um ein eigenes Buch zu schreiben und zu veröffentlichen, hat es bei mir gedauert, bis ich fast dreißig war.
Ganz anders mein Kind: Nur wenige Tage später hatte sie schon die Fortsetzung ihrer Geschichte fertig – diesmal allerdings mit weitaus weniger Bildern. Wieso sie diesmal weniger Szenen gemalt hätte, fragte ich erstaunt, denn mein Kind malt üblicherweise mit Leidenschaft zig Bilder am Tag. Warum also so sparsam bei dem zweiten Bilderbuch? „Das ist doch für Zweitklässler, die brauchen nicht so viele Bilder, wie kleine Kinder, sie können ja mehr lesen“, war die logische Erklärung meiner Nachwuchsautorin. Ich bin schon gespannt auf den Teil, der für Erwachsene gedacht ist.
Kinder zum Lesen animieren und Kinder für Bücher begeistern sind Grundanliegen des Kinderbücherblogs. Kein Wunder also, dass wir mit Freude ein Buch zum „Buch der Woche“ erklären, das von Kindern für Kinder geschrieben wurde. Natürlich mit einer tierischen Protagonistin: Der Katze Goldasch.
Kurzrezension
Goldasch erfährt von Greta Thunberg, die im Fernsehen gezeigt wird, dass es schlimm um unsere Erde steht. Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung bedrohen unsere Zukunft. Da muss man doch etwas tun! Voller Tatendrang macht der tierische Held sich auf den Weg nach Amerika, um die Welt zu retten.
Die Reise ist beschwerlich, denn wie Greta reist die Katze mit Bahn und Boot und wird dabei mächtig seekrank. Doch Goldasch lässt sich nicht aufhalten. Es gibt doch so viel zu tun, warum tut der mächtigste Mann der Welt eigentlich nichts? Goldasch schnappt sich dessen Toupet und gibt sich als Trump aus. Vom Schreibtisch im Oval Office her ist die Sache doch eine Kleinigkeit: Ein Erlass hier, ein Dekret dort – und schon hat die Katze, stets mit Tim Bendzkos Lied auf den Lippen, die Welt gerettet und bekommt von Mr. President sogar eine Auszeichnung. Wenn das kein Grund zum Feiern ist!
Hach, wie schön wäre es doch, wenn alles so einfach wäre, wie bei Goldasch. Natürlich sind weder Trump noch Merkel noch andere Regierungschefs allein an den großen Problemen dieser Welt schuld. Und genausowenig können sie diese alleine lösen, das ist klar. Aber hier wird deutlich, dass die Autorinnen wie viele andere Kinder und Jugendliche ähnlich denken, wie Katze Goldasch: Es wird zu wenig getan.
Würden alle Menschen sich von selbst aus rücksichtsvoll und umsichtig verhalten, bräuchten wir gar keine Gesetze, um Veränderungen zu bewirken. Doch weil wir sind wie wir sind braucht es mutige Helden. Helden, die bereit sind, Entscheidungen für alle zu treffen – auch wenn diese in ihrer Dimension nicht immer sofort für alle nachvollziehbar sind und auf Gegenwind treffen.
Gerade in diesen Tagen einer weltweiten Krise der Gesundheitssysteme werden wir gewahr, wie wichtig es ist, mutige, handelnde aber zugleich umsichtige, vorausschauende und standhafte Charaktere in Regierungen zu haben.
Ansprüche der (Vor-)Leser an Text und inhaltliche Tiefe sollten angemessen bleiben mit Blick auf das junge Alter der Autorinnen. Wir honorieren hier vor allem die Idee, den Mut und den Fleiß der beiden Mädchen, die sich bereits in vier Goldasch-Geschichten mit den Themen auseinandersetzen, welche Kinder und Jugendliche in dieser Zeit bewegen. Und wir freuen uns riesig darüber, dass sich hier zwei Schwestern mit Freude und Eifer dem Schreiben von Geschichten widmen. Das macht Hoffnung auf eine weiterhin große und bunte Bücherwelt.
Die Geschichte wurde bunt und fröhlich illustriert von Gerrit Hansen. Im Inneneinband finden sich szenische Bilder aus den drei vorhergegangenen Goldasch-Geschichten. Publiziert wurde es bei Books on Demand.
Altersempfehlung: 4-6 Jahre
Vorlesezeit: 5-6 Minuten
Daten zum Buch „Goldasch, was soll das? Wie eine Katze die Welt rettet“
Titel: Goldasch, was soll das? Wie eine Katze die Welt rettet
Autor: Lu und Bianca Bauhofer, Illustraion Gerrit Hansen
Verlag: Books on Demand
Jahr/Auflage: 2019
ISBN: 978-3741261954
Goldasch, was soll das? Wie eine Katze die Welt rettet
Kriterium | Bewertung (1-10) | Begründung |
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Punkte gesamt | 10 | |
Titelwahl | 10 | |
Aufmachung | 10 | gebunden, DinA5 Querformat, bunte, fröhliche Illustrationen |
Text/Sprache | 10 | Der Text ist einfach und recht kurz. Auch die große Schrift ist für Leseanfänger angenehm. Wörtliche Rede und Gedanken sind fett gedruckt. |
Inhalt | 8 | Katze Goldasch erfährt durch das Fernsehen von den Umweltproblemen, die Greta Thunberg formuliert. Goldasch beschließt, etwas zu tun. Die Katze reist nach Amerika und entscheidet an Trumps Stelle, erlässt Gesetze und hilft so der ganzen Welt. |
Pädagogische Themen | 9 | Mut Tatendrang politisches Interesse Umweltbewusstsein |
Pädagogischer Wert | 9 | Einen Punkt Abzug gibt es für das auch bei großen Medien sehr beliebte aber nutzlose Trump-Bashing, das leider keine Probleme löst. Die Inspiration durch Greta ist für junge Leute real und mutiger Tatendrang sehr löblich. |
Schlüssigkeit/Logik | - | |
Kreativität | 10 |