Ferien mit Schnüpperle

Ferien mit Schnüpperle, Barbara Bartos-Höppner

Alle Kinder haben Ferien. Alle. Nur meine nicht. Das hat einen ganz einfachen Grund, wie mir mein Kind einleuchtend erklärt: „Ferien ist nur, wenn man wegfährt.“ „Nein, das ist Urlaub“, halte ich dagegen. Und natürlich haben wir beide nicht recht.

Viele Kindergartenfreunde meines Kindes jetten in diesen Tagen mit ihren Familien durch Europa. Einige verlassen sogar den Kontinent auf der Suche nach Spannung, Spiel und weißen Stränden. Wir aber bleiben zuhause. Das hat mehrere Gründe: zeitliche, finanzielle und jene, die Verantwortung für eine Horde Tiere betreffende.

Denn eigentlich hat ja auch nur mein Kind Ferien. Papa und ich müssen weiter arbeiten an Jobs, Haus und Hof. Mein Kind aber empfindet diese Ferien zuhause nicht als Ferien. Für mein Kind bedeutet das Wort „Ferien“, dass man irgendwo anders hinfährt und etwas ganz anderes macht, als sonst. Vielleicht sind diese Conni-Bücher und Hörspiele schuld an dem erhöhten Anspruch auf Vollzeitbespaßung. Conni erlebt schließlich jeden Tag irgendetwas, während wir nur zuhause hocken und spielen, basteln, lesen, toben. Und dazu noch dieser Dauerregen.

Um dem Stubenhockerfrust entgegenzuwirken, habe ich meinem Kind zu Beginn der Ferien erzählt, was wir alles in den nächsten Wochen machen können: Tagesausflüge machen, Freunde und Verwandte besuchen oder einladen, schwimmen und reiten gehen, Beeren ernten und Marmelade kochen. Und ich habe Fotos jener Verwandten und Freunde auf Wäscheklammern geklebt und diese an die entsprechenden Tage im Kalender geklippt, damit die Kinder selbst erkennen können, wie lange es noch dauert, bis sie wieder etwas erleben und jemanden wiedersehen werden. Der Kalender ist voll von Wäscheklammerklipps. Das zeigt Wirkung.

 

Die erste Hälfte der Kindergartenferien ist mittlerweile um. Inzwischen haben wir die ersten Besuche und Ausflüge gemacht und mein Kind hat verkraftet, dass wir keine richtige Ferienreise machen werden. Wir genießen, dass wir keine allzu festen Termine haben und uns morgens, tagsüber und abends die Zeit einigermaßen frei einteilen können. Und statt selbst wegzufahren, lesen wir einfach Geschichten von Kindern, die auf Reisen sind. Das müssen gar keine spektakulären Abenteuerurlaube und Flugreisen sein. Die Hauptsache in den Ferien ist doch, dass man zusammen ist und Spaß hat. Schnüpperles Familie hat verstanden, wie das geht.

Kurzrezension

Der kleine Junge Schnüpperle, der seinen Spitznamen vom Sternschnuppenwunsch der Familie bekam, muss sich von seinem Weihnachtshund Purzel für viele Tage verabschieden. Denn in den Familienurlaub mit dem Wohnwagen darf der junge Hund nicht mitkommen.

Oma passt also aufs Haus und auf den Hund auf, während Vater, Mutter, Annerose und Schnüpperle aufbrechen in einen abwechslungsreichen und lustigen Campingurlaub. Die erste Rast machen sie im Wald, wo Schnüpperle sich gegen mögliche Räuber wappnet. Dann parken sie den Wohnwagen für einige Tage in der Nähe eines Bauernhofs in Süddeutschland.

Dort gibt es jeden Tag etwas Neues zu entdecken und zu erleben. Schnüpperle und Annerose freunden sich mit den Kindern vom Hof an. Schnüpperle lernt Viehtrieb und Jodeln, Bootfahren und Küken füttern. Der Vorleser müht sich derweil mit dem bayrischen Vokabular ab. Doch das anhaltende Regenwetter vermiest Vater die Laune und deshalb müssen sich die Kinder in der 15. von 24 Feriengeschichten vom Bauernhofleben wieder verabschieden.

Die Reise führt die Familie nun in den sonnigen Süden, nach Italien. Und auch hier gibt es viel zu sehen und zu erleben. Ein kleiner Unfall führt zur Bekanntschaft mit einem Jungen, der ihm zeigt, wie man Steine über das Wasser flippt und zaubert. Doch auch die schönsten Ferien gehen irgendwann zuende und schließlich freut Schnüpperle sich bei der Heimkehr darauf, seinem Hund Purzel und Oma alles zu erzählen.

Schnüpperles Erlebnisse sind angesichts des Erscheinungsjahres zwar ein bisschen aus der Zeit, aber die einfachen Dinge, an denen er und seine Schwester Annerose sich erfreuen, bringen Vorleser und ihre kleinen Zuhörer in eine gemütliche Stimmung. Schnüpperle erinnert uns daran, dass es in den Ferien weniger auf spektakuläre Weltreisen und Luxushotels ankommt, als darauf, gemeinsam mit der Familie einmal aus dem Alltag herauszukommen und eine schöne Zeit zu haben. Vielleicht kommen Wohnwagen und Campingurlaube daher nie so richtig aus der Mode.

Altersempfehlung: 3-7 Jahre
Vorlesezeit: 24 Geschichten à 3-6 Minuten

Daten zum Buch „Ferien mit Schnüpperle“

Titel: Ferien mit Schnüpperle
Autor: Barbara Bartos-Höppner
Verlag: Bertelsmann
Jahr/Auflage: 1983

ISBN: 357-0074293

Ferien mit Schnüpperle

TitelwahlBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt10
Titelwahl10
Aufmachung10gebunden
farbiger Einband, der Schnüpperle an einem Marktstand zeigt.
Im Buch finden sich einfache Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die die Geschichten abrunden.
Text/Sprache9Die Geschichten sind von teilweise sehr unterschiedlicher Länge. Die wörtliche Rede ist an einigen Stellen nicht ganz flüssig vorlesbar und der Dialekt der Bauersleute ist eine kleine Herausforderung für den Vorleser.
Inhalt10Schnüpperle reist mit seiner Schwester und den Eltern mit einem Wohnwagen durchs Land. Sie freunden sich mit einer Bauernfamilie an, lernen das Hofleben kennen und fahren schließlich weiter nach Italien. Jede Geschichte ist in sich geschlossen, sie bilden aber Tag für Tag eine unterhaltsame und schöne Familienreise ab.
Pädagogische Themen10Familie
Freundschaft
Natur
Freiheit
Werte
Pädagogischer Wert9Die Geschichten von Schnüpperle sind etwas in die Jahre gekommen und daher lassen sich überholte Erziehungsmethoden nicht ausschließen. Das tut aber den Grundwerten der Familie, die hier vermittelt werden, keinen großen Abbruch. In Schnüpperles Welt gibt es Fürsorge, Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Verantwortung und Menschen, die zu ihren Fehlern stehen.
Schlüssigkeit/Logik10
Kreativität10