Sie sind klein, feingliedrig, leise und hervorragende Baumeister. Sie leben in trockenen wie feuchten Gebieten, drinnen und draußen, sogar im Wasser. Uns Menschen gehen sie meist aus dem Weg. Aber da, wo sich unsere Lebens- und vor allem Wohnräume überschneiden, da sind Spinnen vor allem eines: widerlich. Oder?
Kurzrezension
Die kleine Spinne namens Widerlich fragt ihre Mutter, warum die Menschen sich vor Spinnen fürchten. Die Mutter regt ihr Kind daraufhin an, viele Fragen zu stellen, um sich am Ende eine eigene Meinung zu bilden. Also läuft Widerlich los und besucht ihre weitere Verwandtschaft, einen nach dem anderen, acht an der Zahl, um jedem ein und dieselbe Frage zu stellen.
Tatsächlich bekommt Widerlich bei jedem Verwandten eine andere mögliche Antwort auf ihre Frage. Die Antworten lassen den Vorleser auf- und in sich hineinhorchen, denn jede hier angebotene Begründung erscheint plausibel, und auch wieder nicht, und offenbart so die Blödsinnigkeit einjeder Spinnenphobie.
Am Ende des Besuchstages fragt die Mutter ihr Spinnenkind, ob es denn die Antwort auf seine Frage erhalten hat. Widerlich hat eine Vermutung, woher die Angst der Menschen vor Spinnen rührt, möchte aber noch eine Weile darüber nachdenken. Mutter und Kind wünschen sich und dem Leser eine Gute Nacht.
Diana Amft ist Schauspielerin, aber das hielt sie nicht davon ab, ein Kinderbuch herauszubringen. Ihr Anliegen und den Grund für die Idee schildert sie auf der letzten Buchseite: Sie selbst war nie ein Spinnenfan. Um das zu ändern, begann sie, die Spinne vermenschlichter zu betrachten, als Mitglied einer Familie individueller Spinnencharaktere.
Die Idee ist niedlich und das Anliegen redlich. Vielleicht liegt es an der Kürze dieses Bilderbuchs, dass man das Gefühl hat, hier werden viele Geschichten angerissen, aber keine so richtig erzählt. Denn an Handlung mangelt es etwas. Statt eines Abenteuers einer kleinen wissbegierigen Spinne lesen wir hier nur von einem Frage-Antwort-Spaziergang. Das Buch lässt also zahlreiche Möglichkeiten offen, auch, um die einzelnen Verwandten in ihren Lebensräumen interessanter und persönlicher zu gestalten. Möglich, dass dies in einem der vielen nachfolgend erschienenen Spinnenbücher passiert, aber so recht daran glauben können wir nicht.
Die Namensgebung hätte man ebenfalls anders gestalten können. Was mit Widerlich, Langbein und Igitte lustig anklingt, wird durch Mutter Mama, den niesenden Niesi, den starken Mucki und den Rebell Punki irgendwie nicht weitertransportiert. Und wo ist eigentlich der Spinnenpapa? Steht dem keine Stimme zu?
Die Zeichnungen in den kräftigen Farben sind gelungen, Figuren und Geschichte sind aber mehr als ausbaufähig. Meine Kinder hat die Spinne jedenfalls bislang nicht begeistern können. Vielleicht liegt es auch an dem etwas belehrenden und arg konstruierten Text.
Altersempfehlung: 4-6 Jahre
Vorlesezeit: 10-12 Minuten
Daten zum Buch „Die kleine Spinne Widerlich“
Titel: Die kleine Spinne Widerlich
Autor: Diana Amft, Martina Matos
Verlag: Baumhaus
Jahr/Auflage: 2012 / Miniausgabe
ISBN: 978-3833901645
Die kleine Spinne Widerlich
Titelwahl | Bewertung (1-10) | Begründung |
---|---|---|
Punkte gesamt | 8 | |
Titelwahl | 10 | |
Aufmachung | 10 | Kleines, handliches, quadratisches Bilderbuch mit niedlichen Zeichnungen. |
Text/Sprache | 8 | Die teilweise spinnenzittrig geschriebenen Worte und die sehr blass gedruckten Namen in der Spinnengalerie sind nicht augenfreundlich. Der Text ist generell auch sehr klein gedruckt, was für Leseanfänger nicht optimal ist. Insgesamt ist der Text sehr konstruiert und belehrend. |
Inhalt | 7 | Eine kleine Spinne fragt ihre Mama, warum die Menschen Angst vor Spinnen haben. Die Mama sagt, dass es keine einfache Antwort darauf gibt, also läuft die Spinne los und fragt alle ihre Verwandten, die alle eine Idee haben, woran es liegen könnte, dass viele Menschen keine Spinnen mögen. Am Ende hat die kleine Spinne für sich eine Art Antwort gefunden, und der Appell an die Leser, sich nicht vor Spinnen zu fürchten, wird noch von der Autorin angehängt. |
Pädagogische Themen | 9 | Phobien Respekt Angst Neugier Toleranz Familie |
Pädagogischer Wert | 7 | Das Buch soll unbegründeten Ängsten begegnen, Empathie gegenüber den Spinnen wecken und klärt über mögliche Ursachen für die Abneigung gegenüber Spinnen auf. Da in der Geschichte aber die konkrete Handlung fehlt, geht die Botschaft aus Mangel an Faszination leicht unter und bleibt nicht im Gedächtnis. |
Schlüssigkeit/Logik | - | |
Kreativität | 8 | Nette Grundidee, aber noch sehr ausbaufähig |