Bert, der Gemüsekobold oder Warum man gesunde Sachen essen soll

Bert, der Gemüsekobold_Volmert_Szesny

Bert, der Gemüsekobold, Julia Volmert, Susanne Szesny

Warum sollte man keine Pommes essen? Was passiert mit den Vitaminen und Nährstoffen im Körper? Und was ist eine Nahrungspyramide? Der Gemüsekobold hat für alle gestellten und nicht gestellten Fragen eine eine Antwort, potzblitz.

Kurzrezension

Erneut stellen wir hier ein Buch mit lustigem Titel und langatmigem sowie langweiligem Untertitel vor, das genau diesen Widerspruch leider auch zuweilen inhaltlich wiedergibt: Ein langweilig vorgetragenes Elternthema soll durch einen niedlichen Wicht für Kinder aufgelockert werden.

Es geht um Lena und Jonas, Kindergartenkinder und Geschwister, und ihren etwas pummeligen Freund Max. Der prahlt, dass es bei ihm zuhause Pommes und Hamburger gibt, während Lena und Jonas Brokkoliauflauf serviert bekommen.

Brokkoliauflauf, das klingt so gar nicht lecker, und deshalb will Lena den auch gar nicht erst probieren. Und was Lena nicht isst, rührt ihr kleiner Bruder schon gar nicht an. Mama betont, dass Gemüse gesund ist und Pommes ungesund sind ist. Sie wirkt leicht frustriert und will in Kochstreik treten. Doch praktischerweise klingelt genau in diesem Moment das Telefon.

Während Mama telefoniert, taucht ein kleiner grüner Kobold namens Bert auf Lenas Teller auf, der mit harmlosen Kraftausdrücken wie „Potz Kürbis und Kartoffelkäfer / Karnickelzahn / Kartoffelbrei“ jongliert, aus dem Auflauf ein Gesicht bastelt und Lena und Jonas problemlos dazu bringt, Brokkoli zu probieren. Die Kinder stellen fest, dass der Auflauf doch gar nicht so schlecht schmeckt. Ob sie ihn aufessen oder Mama mit dem Auflauf allein in der Küche zurückbleibt, geht aus der Geschichte nicht hervor. Die Kinder verstecken sich nämlich jetzt mit dem Kobold im Kinderzimmer.

Und weil der Gemüsekobold die Spielzeugeisenbahn so toll findet, zieht er sie gleich als Metapher für seinen Lehrplan heran: So wie eine Lokomotive Kraftstoff braucht, brauchen auch Kinder Kraftstoffe, um toben und spielen zu können und gesund zu bleiben. Bert zählt auf, was gute und was schlechte Nahrungsmittel sind und macht eine Skizze von Jonas‘ Verdauungstrakt. Spätestens bei der Beschreibung der Nährstoffaufnahme durch die Darmwände wird es etwas zu kompliziert für die kleineren Zuhörer und Leser. Anschaulicher hingegen wird die Parade des Kaufmannsladenzubehörs, das sich unter Anweisung des Kobolds bei Glitzerschein und geheimnisvoller Musik zu einer Nahrungspyramide auftürmt.

Jonas und Lena lauschen gespannt den Ausführungen des Kobolds, „potz Kandis“, der eigentlich dasselbe sagt, wie Mama. Dann laufen die Kinder in den Garten, um mit dem pummeligen Pommes-Max zu spielen. Als der nach Schokoriegeln fragt, schlägt der kleine Kobold aus der Jackentasche heraus einen Obstsalat vor. Die Mutter wundert sich nicht darüber, dass ihre Kinder nach Obst fragen, sondern bringt Kindermesser herbei. Während die Kleinen schnibbeln, rührt sie eine Joghurtcreme dazu an.

Max findet das plötzlich so lecker, dass er seine Mama bitten will, ihm auch mal Obst zu geben. Ob er deswegen nun nie mehr Pommes essen will, bleibt unklar. Bert, der Gemüsekobold, verabschiedet sich am Abend von Lena und Jonas und lässt ihnen zum Trost noch zwei Spielzeugkobolde und zwei Pappschieber da, an denen die Kinder ihre tägliche Kraftstoffaufnahme überprüfen können.

Ähnlich wie die Sanduhr von der Zahnputzfee, der Bär von der Schnullerfee und die Stabpuppe vom Zauberer Windelfutsch dient hier ein Gimmick zur Überzeugung der Gemüsemuffel. Meine Kinder finden den Kobold lustig, ich finde die Nahrungspyramide gut, aber alles in allem täuscht das nicht darüber hinweg, wie konstruiert diese Bücher daherkommen.

Die von Eltern erwünschten Verhaltensweisen werden den Kindern hier als kleine, etwas handlungsarme Geschichte verpackt serviert. Das kann man machen, löst aber keine Begeisterungsstürme bei den kleinen Lesern aus und ändert auch nichts daran, dass Kinder lieber Nudeln und Pommes als Brokkoli essen. Weniger Klugschnackerei und mehr gesundes Vorleben und vielfältiges Nahrungsangebot im Haus wäre vielleicht auch ein Weg, etwas Entspannung ins Dauerthema gesunde Ernährung zu bringen.

Altersempfehlung: 4-6 Jahre
Vorlesezeit: 10 Minuten

Daten zum Buch „Bert, der Gemüsekobold oder Warum man gesunde Sachen essen soll“

Titel: Bert, der Gemüsekobold oder Warum man gesunde Sachen essen soll
Autor: Julia Volmert, Susanne Szesny
Verlag: albarello
Jahr/Auflage: 2007 / 5.

ISBN: 978-3930299768

Bert, der Gemüsekobold

TitelwahlBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt9
Titelwahl9
Aufmachung10Hardcover
DinA4
Die Zeichnungen sind niedlich und die Kinder wirken sympathisch. Als Gimmick enthält das Buch einen Bastelsatz für einen "Kraftstoffanzeiger", an dem die Kinder einstellen können, wieviel Obst und Gemüse sie täglich essen.
Text/Sprache9Manche Sätze sind etwas lang und verschachtelt, aber insgesamt lässt sich die Geschichte gut vorlesen und ist vom Wortschatz her auch für Leseanfänger geeignet.
Inhalt9Lena und Jonas nörgeln, weil Mama lieber Gemüse kocht, statt Pommes. Da taucht ein grüner Kobold auf und schon probieren die Kinder den Brokkoliauflauf und hören gespannt zu, wie er erklärt, warum Gemüse gesund ist. Dann malt der Kobold den Kindern noch auf, wie Verdauung funktioniert und zeigt ihnen mithilfe ihres Kaufladeninhalts die Nahrungspyramide. Am ENde bekehren die Kinder sogar noch den Pommesjungen von nebenan.
Pädagogische Themen9gesunde Ernährung
Pädagogischer Wert8Ein Lehrbuch getarnt als Geschichte um zwei Kinder, die Besuch von einem Klugschnackerkobold bekommen. Das Buch verpackt Altbekanntes in eine arg konstruierte und etwas handlungsarme Geschichte.
Schlüssigkeit/Logik9Der Gemüsekobold empfiehlt vor allem süßes Obst. Es ist auch nicht ganz klar, warum die Kinder auf den Gesundheitsappell ihrer Mutter nicht im Geringsten reagieren, auf denselben Appell vom Kobold aber sofort anspringen.
Kreativität9Ein Buch aus der Reihe Feen und Wichte erklären Kindern, was gesund ist - an Handlung mangelt es dafür.