Nele hat Geschwisterzoff

Nele hat Geschwisterzoff, Usch Luhn

Aus der Geschichtenreihe um das Mädchen Nele stammt diese Episode zum Thema Streit unter Geschwistern. Weil es hier – wie wahrscheinlich in jeder größeren Familie – natürlich auch eher die Regel, als die Ausnahme ist, dass die Kinder sich streiten, kam uns das Buch sehr gelegen.

Kurzrezension

Nele und ihr älterer Bruder David teilen sich ein Zimmer. Auf der inneren Einbandseite zu Beginn des Buches werden die Protagonisten der Geschichtenreihe „Ich bin Nele“ kurz mit Bild vorgestellt: Nele, ihr Kuscheltier Bertha, David, Mama und Papa.

In dieser Folge bringt David einen Freund mit nach Hause, und naturgemäß will er sich vor seinem Kumpel von der kleinen Schwester distanzieren. Er verspottet Nele zuerst und dann lässt er sie nicht mitspielen. Nele ist wütend. Und weil die Jungen bei ihrem geheimnisvollen Bauprojekt im Kinderzimmer auch Neles Springseil benutzen, will sie es ihnen wegnehmen und zerstört dabei das Bauwerk.

David reagiert prompt und kickt gegen Neles Puzzle, woraufhin Nele seinen Legoturm zerstört. Schon ist ein heftiger Streit samt Prügelei entbrannt, bei dem Davids Freund sich versteckt. Als eine Vase zu Bruch geht, schreitet Mama ein und bringt die Kinder dazu, zusammen zu spielen.

Das Spiel klappt besser als gedacht und bei Waffeln und Kakao sind eigentlich alle zufrieden, bis Papa vorwurfsvoll die kaputte Vase ins Spiel bringt, nur um gleich darauf das Thema wieder auf die Waffeln zu lenken. Am Ende der Geschichte liegen die Geschwister im Bett und David bietet Nele an, ihr beim Puzzlen am nächsten Tag zu helfen. Dass Nele ihrem Bruder beim Wiederaufbau des Legoturmes ebenfalls helfen könnte, wäre zwar fair, wird hier aber nicht vorgeschlagen.

Im Endeffekt ist irgendwie der große Bruder „Schuld“ am Ausbruch des Streits und sorgt deshalb auch für die Entschuldigung. Dass aber größere Geschwister oft gezwungen werden, die kleineren ins Spiel einzubinden, obwohl sie sich vielleicht lieber mit ihren Freunden in ein eigenes Zimmer zurückziehen würden, wird hier nicht berücksichtigt. Für die Mutter ist klar, dass die Großen die Kleine mitspielen lassen sollen.

Die Art, wie der Streit zwischen Nele und David entsteht, wird aber sehr schlüssig und authentisch dargestellt, weshalb sich streitende Geschwisterkinder durchaus gut mit der Geschichte identifizieren können. Auch dass am Ende alle sehr kreativ miteinander das Spiel spielen, ist vorbildlich gelöst. Die Mutter bietet als Bonus dann noch Kakao und Waffeln an, dem Vater kommt mehr oder weniger gendergerecht nur die Rolle des Mahners zu, der die Situation am Ende noch einmal bewertet. Ob das nötig ist, darf man anzweifeln.

Nele kann als Pendant zu Conni gesehen werden. Alle denkbaren Ereignisse in Kindergarten- und Schulzeit werden von Nele stellvertretend für Mädchen er- und durchlebt: schwimmen, reiten, Ferien, aufräumen und vieles mehr.

 

Insgesamt gesehen ist diese Episode eine gute Möglichkeit, mit den eigenen Streithähnen zuhause zu überlegen, wie man sich nach einem Geschwisterzoff auch wieder versöhnen kann.

Altersempfehlung: 4-7 Jahre
Vorlesezeit: 5-8 Minuten

Daten zum Buch „Nele hat Geschwisterzoff“

Titel: Ich bin Nele – Nele hat Geschwisterzoff
Autor: Usch Luhn, Carola Sturm
Verlag: cbj
Jahr/Auflage: 2013 / 1.

ISBN: 978-3570156339

Nele hat Geschwisterzoff

TitelwahlBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt9
Titelwahl10
Aufmachung9Hardcover
quadratisch
Entschuldigungskärtchen als Gimmick
Die Zeichnungen sind unspektakulär, aber die Figuren haben eine gewissen Wiedererkennungswert.
Text/Sprache10Der Text ist auch für Leseanfänger gut zu bewältigen, die Sprache ist recht authentisch.
Inhalt9Nele und David teilen sich ein Zimmer. David will sich vor seinem Freund hervortun und ärgert deshalb Nele. Mitspielen lassen wollen die großen Jungen sie auch nicht. Nele ist wütend und greift in das Spiel der Jungen ein, daraufhin entbricht ein Streit zwischen den Geschwistern und sie steigern sich immer mehr hinein, bis schließlich eine Vase zu Bruch geht. Die Mutter greift schlichtend ein und bringt die Jungen dazu, Nele doch mitspielen zu lassen. Am Ende haben alle Spaß und der Vater tritt nochmal kurz belehrend beim Waffelessen auf.
Pädagogische Themen10Familie
Geschwister
Streit
Schlichtung
Versöhnung
Pädagogischer Wert8Im Grunde ist die Absicht ehrenvoll, dass die Mutter den Streit durch eine nette Spielidee schlichtet. Aber andererseits könnte man auch den älteren Geschwistern zugestehen, mit ihren Freunden spielen zu dürfen, ohne immer Rücksicht auf die kleinen Geschwister nehmen und sie einbeziehen zu müssen. Dieses Recht wird hier etwas außer Acht gelassen. Ob es nötig ist, dem Papa noch einen vorwurfsvollen Satz in den Mund zu legen, darüber kann man streiten.
Schlüssigkeit/Logik8Woher die Gummibärchentüte unter dem kaputten Legoturm kommt, erschließt sich nicht. Ebenso erscheint es übertrieben, dass der Freund von David sich bei dem Streit unter dem Bett versteckt.
Kreativität10Das Spiel der Kinder ist kreativ und phantasievoll.