Maja und das Orakel des Loa

Maja und das Orakel des Loa, Julia Petereit

Wenn der große Fluss versiegt, ist alles Leben in Gefahr. In Zeiten der Klimakrise ist Wassernot ein mehr als aktuelles Thema. In diesem Buch wird das Problem auf mystische Weise gelöst: Ein Orakel bestimmt die kleine Löwin Maja, sich auf eine lange, gefährliche Reise zu machen, um ihr Volk zu retten.

Kurzrezension

Die kleine Löwin Maja ist bemüht, die Rangordnung im Rudel zu verstehen und zu befolgen. Aber gerne würde sie endlich von den mächtigen Löwen respektiert werden. Eines Tages wird es unruhig im Rudel. Die männlichen Löwen versammeln sich zu einer wichtigen Besprechung, denn das Leben des Rudels ist in Gefahr. Der große Fluss droht, auszutrocknen. Maja, die gerade in diesem Moment zu ihrem Vater schleichen wollte, wird barsch zurechtgewiesen.

 

Nur kurz darauf versammeln sich alle erwachsenen Löwen. Maja soll bei ihren kleinen Geschwistern bleiben und aufpassen. Mit einer List überträgt sie ihren Wachposten an die gutmütige alte Besma, die zu alt ist, um an der Versammlung teilzunehmen. Maja folgt den großen Löwen heimlich. Auf der Versammlung erwarten die Löwen die Ankunft Loas, des mächtigen Nashorns, der ihnen den Weg aus der Not weisen soll.

 

Tatsächlich ruft Loa die Geister an, die per Lichtreflexion denjenigen Löwen auswählen sollen, der dazu bestimmt ist, das Rudel zu retten. Maja, die sich hinter einem Felsen versteckt hält, staunt nicht schlecht, als der Lichtstrahl ausgerechnet sie auswählt. Das Rudel, allen voran der Anführer Hodari und Majas Eltern, sind fassungslos und wütend: Ein Jungtier soll die Auserwählte sein? Die Geister müssen irren.

 

Doch schließlich akzeptieren alle das Orakel. Maja muss nun tapfer sein, denn fortan ist sie auf sich allein gestellt. Sie muss die sagenhafte Weltenumschlingerin Chipuna aufsuchen und bei ihr um Rat und Hilfe anfragen.

 

Beherzt macht sich Maja auf den Weg. Immer wieder begegnet sie großen, mächtigen Tieren, doch ihre Furcht weicht, weil sie sich traut, hinter die Fassade zu blicken und das Gute in Leopardin, Krokodil und Adler zu entdecken. Sie alle begreifen, welch wichtige Rolle Maja für den Erhalt des großen Ganzen zu erfüllen hat, und sie bestärken sie und helfen ihr auf ihrem Weg bis zu dem dunklen grünen Wald, der zu Chipunas Reich führt.

Dort in Wald- und Sumpflandschaft muss Maja wiederum Vertrauen und Mut beweisen und gemäß den Weisungen des Orakels den unheimlichen Gefährten Chipunas bis zu ihrem Versteck folgen. Chipuna stellt Maja zunächst auf die Probe, dann erzählt sie, wie es zu dem Bruch zwischen ihr und den Löwen kam. Auch die Schuldigen für das Austrocknen des Flusses benennt Chipuna – wenn auch nur in Andeutungen.

Mit Ehrfurcht, Mut, Wahrheit und Bescheidenheit schafft Maja schließlich das unmöglich Erscheinende: Chipuna gibt ihr einen Teil von sich aus dem Schattenreich mit, das in Verbindung mit einem Teil des Sonnenreiches des Adlers dem Fluss wieder zu Fülle verhilft. Maja hat ihre Aufgabe gemeistert und kann nun heimkehren. Doch wird Hodari, der Rudelführer, ihre Leistung auch anerkennen?

 

 

Majas Geschichte ist voller Andeutungen und Seitenhiebe und moralischer Weisheiten: Mut, Demut, Bescheidenheit sind die Werte, mit denen man den Erfolg erreichen mag, Zorn und Arroganz hingegen führen zum Gegenteil. Und der Mensch dringt zu weit in das Reich der Tiere, begradigt und verändert Flussläufe und zerstört die Natur.

Die schöne Geschichte ist leider an einigen Stellen etwas zu umständlich und langatmig formuliert und für die Zielgruppe daher sehr schwer zu lesen. Auch als Vorleser mag man die Sätze gerne einfacher formulieren. Zudem ist die Ausdrucksweise für ein Kinderbuch sehr ungewöhnlich.

Beispiele: „…und so starrte sie nur auf den dunklen Wald, der ihr zu bedeuten schien, schnell das Weite zu suchen“ oder „Diese überlegte einen Moment, bis sich ihre Miene verständnisvoll aufhellte und sie mit wissendem Ton erwiderte: „Du hast erst vor Kurzem angefangen, Fleisch zu fressen, Liebes?““ Der letztere Satz ist zudem – wie viele Abschnitte in dem Buch- sehr verschachtelt, die Erwiderung ist eigentlich eine Frage, und was ein „wissender Ton“ sein soll, ist für Leseanfänger auch unklar.

Ein weiteres Beispiel umständlicher Formulierung ist folgender Satz: „Den Rest des Tages verbrachten die Jungtiere am Kletterbaum, und erst als die Sonne begann, ihr rotes Licht auszusenden und damit die nahende Nacht zu verkünden, zog sich Maja zusammen mit den anderen zum Platz der Beute zurück, wo sie das von den Löwinnen am frühen Abend geschlagene Mahl bereits erwartete.“ An anderen Stellen hingegen findet man Ein-Wort-Sätze, was den gesamten Text unharmonisch wirken lässt. Dieses Manko findet man leider häufig bei Selfpublisher-Werken, da hier schlicht ein kritisches Lektorat fehlt. Die schönste Geschichte gefällt aber nur, wenn sie sich auch gut lesen lässt.

 

Die Gestaltung des Covers und die afrikanisch anmutenden Zeichen, die die Kapitelüberschriften begleiten, sind sehr gut gelungen. Die Schwarzweiß-Zeichnungen im Buch wiederum reichen in der Ausdruckskraft leider nicht an das Cover heran. So sieht Maja selbst auf jedem Bild anders aus, es gibt – wenn man von dem dunklen Ohr absieht – keinen Wiedererkennungswert.

 

Insgesamt gesehen ist es eine sehr schöne, leicht mystische Geschichte, die professionell überarbeitet zu einem Lesevergnügen werden kann.

Altersempfehlung: 7-9 Jahre
Volumen: 159 Seiten

Daten zum Buch „Maja und das Orakel des Loa“

Titel: Maja und das Orakel des Loa
Autor: Julia Petereit
Verlag: ffpublishers
Jahr/Auflage: 2019

ISBN: 978-3945539101

Maja und das Orakel des Loa

KriteriumBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt9
Titelwahl10
Aufmachung9gebunden, hochwertig, schon das Cover stimmt auf Afrika ein, die Kapitel werden mit afrikanisch anmutenden Zeichen eingeleitet, ein Steppenbaum begleitete die Seitenzahlen
Die Zeichnungen im Buch wirken hingegen nicht sehr überzeugend.
Text/Sprache7Der Text ist zuweilen für die Zielgruppe etwas zu langatmig und ruhig, der Spannungsaufbau könnte besser sein. Umständlich verschachtelte Sätze mindern leider das (Vor-)Lesevergnügen.
Inhalt10Maja ist ein beherztes kleines Löwenmädchen mit Ambitionen. Dass sie die Bestimmung hat, ihr Volk zu retten, überrascht dennoch nicht nur die erwachsenen Löwen. Da man dem Willen der Geister nicht widersprechen sollte, nimmt Maja die Aufgabe an und macht sich auf einen langen, schwierigen Weg zu einer Schlange, die den Fluss, der Leben bringt, wieder zu Fülle verhelfen soll.
Pädagogische Themen10Mut
Selbstvertrauen
Bestimmung
Schicksal
Gemeinschaft
Solidarität
Vertrauen
Bescheidenheit
Pädagogischer Wert10Maja lernt, ihre Rollein der Gemeinschaft anzunehmen und zu verstehen, dass alles im Leben zusammenhängt.
Sie beweist Mut und ist aufrichtig.
Sie findet hilfsbereite Freunde auf ihrem Weg und ist dankbar und demütig.
Schlüssigkeit/Logik-
Kreativität10