Leo kickt die besten Tore

Leo kickt die besten Tore_Sibylle Rieckhoff

Leo kickt die besten Tore, Sibylle Rieckhoff

„Mama, schau mal, ich hab hier Emilys Namen geschreibt. Weil das Bild für Emily ist für meinen Geburtstag.“ Skeptisch schaue ich auf die undefinierbaren japanisch anmutenden Schriftzeichen auf dem Tuschewerk meines Kindes und muss grinsen.

„Geschrieben, Schatz, man sagt geschrieben.“ Und von Buchstaben sind die Striche und Punkte auf dem Blatt noch meilenweit entfernt, aber das sage ich natürlich nicht. Denn mein Kind lernt ja noch gar nicht Schreiben und Lesen.

„Und jetzt schreib ich noch mehr, weil ich kann schon schreiben, wie die Schulis. Aber ich bin kein Schuli. Ich bin aber schon groß gewesen morgen. Und dann bin ich auch Schuli“, fährt es unterdessen überzeugt fort.

Kaum ein Jahr im Kindergarten und das Kind kann es nicht erwarten, zu den Großen zu gehören, zu den Schulis, die in ein paar Wochen vom Kindergarten in die Schule wechseln werden. „Wenn du wüsstest“, denke ich manchmal. „Schule ist wahrlich kein Zuckerschlecken.“

Aber andererseits, wenn ich so zurück denke: Die Grundschule war doch wirklich noch nett. Die Grundschule hat Spaß gemacht, man fand neue Freunde und lernte jeden Tag etwas dazu, das Spaß machte und von dem man wirklich das Gefühl hatte, dass es einen voran brachte. Schreiben gehörte unbedingt dazu. Und Lesen natürlich.

Und genau darum geht es jetzt bei meinem Kind: Es möchte auch schreiben können. Die Schulis üben schon seit Wochen fleißig Buchstaben und Zahlen. Sie sind ja keine Babys mehr. Und wir haben zuhause auch schon zusammen geschrieben, die Kinderhand in der Mutterhand, und los ging die Stiftführung: LIEBER OPA, dann der vorgedruckte Einladungstext und dann der eigene Name.

Die Begeisterung für das selber Schreiben wird sich legen, da mach ich mir keine Illusionen. Spätestens mit dem ersten Smartphone oder Tablet werden die Nachrichten nur noch in das Mikro gesprochen und die Spracherkennung regelt den Rest. Deshalb sollte ich die Zeit, in der mein Kind Schreiben und Lesen für die erstrebenswertesten Errungenschaften der Menschheit und die absoluten Privilegien der Schulis hält, unbedingt nutzen.

Und wenn es dann endlich selbst Schuli, also Vorschulkind ist, dann können wir uns vielleicht schon einmal zusammen an ein Buch wagen und ich kann die Vorleserolle alle paar Seiten eintauschen. Dann höre ich zu und mein Kind liest mir vor. Darauf freue ich mich jetzt schon. Und dafür habe ich auch schon ein Buch im Kopf.

Kurzrezension

„Leo kickt die besten Tore“ von Sibylle Rieckhoff ist ein Bücherbär-Buch der Reihe „Wir lesen zusammen“. Es gehört zu einem Erstleseprogramm, welches darauf ausgelegt ist, Kindern durch gemeinsames oder unterstütztes Lesen an Bücher heranzuführen und die Lust am Selbstlesen zu fördern.

 

Die Geschichte des kleinen Jungen Leo, der im Verein Fußball spielen will, wurde in zwölf Kapitel unterteilt. Darin wird erzählt, wie es dazu kommt, dass Leo, obwohl er erst knapp sechs Jahre alt ist, schon in der Mannschaft seines Cousins Paul mit trainieren darf. Dafür müsste er eigentlich sieben sein. Aber weil er so ein guter Stürmer ist, drücken die Mannschaftkollegen ein Auge zu.

Alle, außer Micha. Micha ist neidisch, weil Leo so gut spielt, und will ihn verunsichern und dominieren. Sein Bruder Anton hilft ihm dabei, sodass der Start in dem Team für Leo nicht ganz einfach ist. Paul steht hinter ihm und spricht ihm Mut zu. Und auch der Trainer Olaf ist begeistert von Leos Talent und Einsatz und schimpft mit Micha, weil der nicht mit Leo zusammenspielt.

Leo will keinen Stress mit Micha und Anton, er will nur Fußball spielen. Deshalb überhört er böse Worte und nimmt den beiden Jungen ihr unfaires Verhalten nicht übel. Er lädt sie sogar zu seinem sechsten Geburtstag ein. Allerdings steckt er heimlich eine siebte Kerze auf den Kuchen, für alle Fälle.

Dennoch kommt noch vor dem ersten wichtigen Punktspiel heraus, dass Leo zu jung ist, um offiziell in der Mannschaft zu stehen. Leo ist sich sicher, dass Micha ihn verraten hat, und sinnt auf Rache. Er wirft Michas Sporttasche in den Müllcontainer. Ohne Sportsachen kann Micha aber nicht aufs Spielfeld.

Die ganze Mannschaft ist enttäuscht und Micha ist schon den Tränen nahe. Leos gutes Gefühl nach seiner Racheaktion schwindet schnell. Und als er dann auch noch dank einer Ausnahmeregel Michas Platz einnehmen soll, packt ihn das schlechte Gewissen. Er holt Michas Sporttasche zurück. Zu verraten, dass er an ihrem Verschwinden Schuld war, traut er sich nicht. Aber er geht freiwillig auf die Ersatzbank.

Und nun zeigt sich, dass auch in Micha ein Teamplayer steckt, denn inzwischen akzeptiert er Leo als vollwertiges Mannschaftsmitglied und lässt sich nach der ersten Halbzeit gegen ihn austauschen. Natürlich ist es dann der Superkicker Leo, der das entscheidende Siegtor schießt.

 

Die Geschichte greift viele Themen der Mannschaftssportart Fußball auf: Talent, Training, Ehrgeiz, Neid, Fairness und mangelndes Zusammenspiel. Leo benimmt sich, abgesehen von seiner Mauschelei um sein wahres Alter, sehr vorbildlich und friedlich. Doch durch die große Enttäuschung, nicht am Spiel teilnehmen zu dürfen, wächst seine Wut auf den angeblichen Verräter Micha so stark, dass Leo selbst genauso unfair handelt, wie Micha all die Tage zuvor. Seine Einsicht und sein Bemühen um Wiedergutmachung machen Kindern Mut, eigene Fehler zu erkennen. Und die Geschichte zeigt deutlich, dass in einer Mannschaft jeder etwas für den Teamgeist machen muss.

In jedem Kapitel gibt es kurze Passagen, die der Leseanfänger selbst lesen soll. Diese Abschnitte sind in großer Fibelschrift abgedruckt worden. In den oberen Bildecken wird der jeweilige Leser, Vorleser oder Selbstleser, durch ein Symbol gekennzeichnet.

An jedes Kapitel knüpft eine inhaltliche Frage zu dem gelesenen Text an, mit der die Leser und Vorleser das Verständnis und Gedächtnis testen können. Am Ende des Buches finden sich die Auflösungen und ein Bilderrätsel, anhand dessen die Kinder die gehörte und gelesene Geschichte nacherzählen können.

Die Zeichnungen von Jürgen Rieckhoff sind bunt, ausdrucksstark, kindgerecht und voller Action. Viele Seiten wurden umrandet mit Bildern von Gegenständen, die einen Bezug zum Thema Fußball haben. Das Zusammenspiel von Lern- und Lehrbuch mit einer spannenden Kindergeschichte gelingt diesem Lesebären ganz ausgezeichnet. Für Vorschulkinder und Schulanfänger ist „Leo kickt die besten Tore“ genau das richtige Buch für diesen EM-Sommer und wird auch danach sicher immer wieder gerne gelesen.

Altersempfehlung: 5-7 Jahre
Vorlesezeit:  3-4 Minuten pro Kapitel

Daten zum Buch „Leo kickt die besten Tore“

Titel: Leo kickt die besten Tore
Autor: Sibylle Rieckhoff, Jürgen Rieckhoff
Verlag: Arena
Jahr/Auflage: 2016/1.

ISBN: 978-3401706900

Leo kickt die besten Tore

TitelwahlBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt10
Titelwahl10
Aufmachung10Hardcover
"Schulbuchformat"
bunte, kindgerechte Zeichungen
Insbesondere Streit und Ärger werden sehr anschaulich und auch amüsant dargestellt.
Große Druckschrift, die Selbstleseseiten wurden schulbuchgetreu in Fibelschrift gedruckt.
Als Lesezeichen dient der Lesebär mit Fußball an einem Band. In den oberen Ecken dienen Symbole als Hinweis darauf, ob man sich auf einer Vorlese- oder Selbstleseseite befindet.
Text/Sprache9Der Text liest sich gut, ist verständlich und die Sprache recht authentisch. Nur hier und da werden Worte eingeworfen, die einer Erklärung bedürfen (Tackling)
Inhalt10Leo ist fast sechs. Er ist auf dem Bolzplatz schon ein kleiner Star und möchte nun endlich im Verein Fußball spielen. Aber nicht in der G-Jugend bei den ganz Kleinen, sondern lieber in Pauls Mannschaft. Dafür müsste er eigentlich sieben sein, aber eine kleine Notlüge verhilft ihm ins Team. Leider gibt es im Team auch Micha, der sich aufführt, als wäre er der König. Leo ist schon ein wenig mulmig zumute, doch was ein echter Fußballstar ist, der gibt seine Antwort auf dem Platz. Zunächst ignoriert Leo also die Gemeinheiten von Micha und seinem Bruder Anton. Doch als herauskommt, dass Leo bei seinem Alter gemogelt hat und deshalb beim Punktspiel auf der bank bleiben soll, ist Leo so wütend, dass er sich an Micha, dem angeblichen Verräter, rächen will. Doch dann bekommt er doch ein ungutes Gefühl, denn er weiß, dass er nicht fair gehandelt hat. Und Fairness gehört zum Fußball dazu. Also versucht Leo, seinen Fehler wieder gutzumachen. Und er bekommt trotzdem seine Chance, in dem Punktspiel zu zeigen, was er kann.
Pädagogische Themen10Mannschaftsgefühl
Teamarbeit
Fleiß, Training
Stolz
Ehrgeiz
Zusammenhalt/Freundschaft
eine Sportart lernen
Fairness
Pädagogischer Wert10Leos Geschichte erfüllt sämtliche Ansprüche an ein pädagogisch wertvolles und gleichzeitig unterhaltsames Buch für Vorschulkinder und Leseanfänger. Hier wird Teamgeist gefördert und der Zusammenhalt bringt den Erfolg. Leo trainiert fleißig und bleibt fair. Der kleine Junge ist damit ein Vorbild für Kinder, die einen Traum, ein Ziel haben und dafür fleißig üben müssen, ohne sich von Miesepetern die laune verderben zu lassen.
Schlüssigkeit/Logik10
Kreativität10