Kalle Mäuserich

Kalle Mäuserich_Jeanne Willis_Tony Ross

Kalle Mäuserich, Jeanne Willis, Tony Ross

Kann man einen Quälgeist liebgewinnen? Jemanden, der immer nur Unsinn macht und sich wirklich als absolute Nervensäge gibt? Man kann nicht nur, man muss sogar, zeigt uns die Adoptivfamilie von Kalle Mäuserich.

Kurzrezension

„Kalle Mäuserich“ ist die Geschichte einer kleinen frechen Maus, die sich bei einer ganz normalen Familie eingenistet hat und fortan für Trubel sorgt. Sie ist schnell, gewitzt und listig und lässt sich von niemandem fangen. Ob Mausefalle, Hund, Greifvogel oder Katze – alle gehen leer aus, denn Krachmacher-Kalle foppt sie alle. Doch mit der Zeit gewöhnt sich die Familie an den kleinen Mäuserich und beginnt, ihn als Familienmitglied anzunehmen. Tief betroffen sind alle, als Kalle eines Tages stirbt. Plötzlich ist es schrecklich ruhig im Haus, kaum auszuhalten. Doch zum Glück hat Kalle einen Sohn, und der ist mindestens so wild und laut wie sein Vater.

Im Original heißt die abenteuerlustige Maus „Grill Pan Eddy“. Das Cover des Originals ist für die deutsche Ausgabe auf die Rückseite gewandert. Der Rhythmus der ins Deutsche übertragenen Verse eignet sich leider überhaupt nicht für Erstleser oder Vorschulkinder und auch Vorleser müssen mehrere Anläufe nehmen, um die Zeilen gewitzt herüberzubringen.

„Kalle Mäuserich“ gehört zu den Büchern, die man öfter lesen muss, um sie leiden zu mögen. Und um mehr als einen reinen Unterhaltungswert darin zu sehen, muss man schon guten Willens sein. Man könnte Kalle mit dem Klassenclown vergleichen, der den Vernünftigen auf die Nerven geht, weil er ständig aus der Rolle fällt, laut und übermütig ist und bei allem stört. Kaum auszudenken, wenn die Klasse plötzlich ohne ihren Clown da stünde. Es würde definitiv jemand fehlen.

So kann Kalle Mäuserich uns anregen, Störenfriede nicht grundsätzlich als etwas Negatives zu betrachten, denn Kalle bringt Leben in die Bude, sorgt für Action am Esstisch und ist mutig und gewitzt. Mit ihm gibt es keine Langeweile.

Für Vorschulkinder sind solche Vergleiche jedoch weit hergeholt und die Reime leider nicht, wie im Original, leicht mitzusprechen und zu merken („I’m Grill Pan Eddy. Everybody ready?“)

Zum direkten Vergleich:

Original:

„We kept a cat. It was rather fat,

And it killed most mousies deady.

It knocked the parrot of its perch

But it couldn’t catch Grill Pan Eddy”

Übersetzung:

„Unsere Katze, Berta, die ist reichlich fett

Und versessen auf leckere Happen.

Der Papagei lebt in ständiger Angst vor ihr.

Aber Kalle, den kann sie nicht schnappen.“

 

Ältere Kinder jedoch werden sicher dennoch ihren Spaß haben an Kalle, der ein bisschen nach „Tom und Jerry“-Manier funktioniert: Die Maus ist clever und deshalb tolerieren wir, dass sie Essen stiehlt und schwarze Kügelchen hinterlässt. Und die Katze kann mit ihrer Maustrophäensammlung einpacken, denn an Kalle hat sie ihren Meister gefunden.

 

Altersempfehlung: 5-10 Jahre
Vorlesezeit: 5-7 Minuten

Daten zum Buch „Kalle Mäuserich“

Titel: Kalle Mäuserich
Autor: Jeanne Willis, Tony Ross
Verlag: Sauerländer
Jahr/Auflage: 2007

ISBN: 978-3794151639

Kalle Mäuserich

TitelwahlBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt8
Titelwahl10
Aufmachung8Hardcover
Die Zeichnungen sind teilweise lustig, teilweise befremdlich, das teilt sich ziemlich gerech zwischen Tier und Mensch auf.
Text/Sprache8Übersetzungen englischer Verse geben den Witz des Originals oft nicht so pointiert wieder. Der Rhythmus der Reime ist hier zudem nicht ganz leicht zu treffen, sodass das erste Vorlesen wohl häufig misslingt. Gewöhnt man sich an die Textstruktur, kann man die Geschichte lustig und beschwingt vortragen. Für Erstleser ist der Text jedoch nicht zu empfehlen.
Inhalt8Krachmacher-Kalle ist eine freche Maus, die sich bei einer Familie im Müslipaket eingesiedelt hat. Er entwickelt sich vom Störenfried zum Quälgeist, überlistet alle Fallensteller und nimmt es mit Hund und Katz auf. Alle wollen ihn loswerden, doch als er schließlich eines offenbar natürlichen Todes stirbt, empfinden alle eine Leere und die Stille stört mehr als die Maus, an die man sich doch schon gewöhnt hatte. Zum Glück hat Kalle noch einen Sohn, der seinen Platz einnimmt, und schon geht es wieder rund.
Pädagogische Themen8aus der Rolle fallen
mangelnder Perfektionismus
Störenfried
Familienzugehörigkeit
Pädagogischer Wert7Wenn man will, kann man in der wilden, frechen Maus eine Metapher für ein Kind sehen, das nicht perfekt alle Regeln befolgt, aber dennoch zur Familie gehört und das alle lieb gewinnen. Auch der Quälgeist würde dem Menschen fehlen, wenn er nicht mehr da wäre.
Schlüssigkeit/Logik-
Kreativität10