Seit einigen Jahren bewege ich mich virtuell in diversen Kommunikationsforen der sozialen Medienlandschaft. Hier begegnen mir im Austausch mit anderen Erwachsenen oft Motten, Spatzen, Mäuse, Hummeln und weiteres Getier. Mitnichten aber handelt es sich um zoologische Chatgruppen – es sind die Elterngruppen, in denen mit Kosenamen aus der Fauna umhergeworfen wird. Was denken eigentlich die Kinder, wenn sie als Frosch oder Häschen bezeichnet werden?
Kurzrezension
Mimis Eltern bekommen Besuch – von Drache und Clown. Gemeint sind die ungeliebte Tante Kunigunde und ihr Lebensgefährte. Und nicht nur diese beiden tragen ungewöhnliche Spitznamen: Mama und Papa sind Täubchen. Besonders betroffen aber ist die kleine Mimi.
Tante Kunigunde sucht sie als ihr Hoppelhäschen, Mimi wird vom Engel zum Mäusezähnchen, von der Prinzessin zum Stockfisch und brüllt schließlich wie ein Löwe – nein, halt: wie eine Mimi. Denn Mimi ist und bleibt Mimi und möchte auch nur so gesehen und genannt werden: Eben, wie und wer sie ist.
Wir Erwachsenen neigen dazu, unseren Kindern Kosenamen, aber auch Bezeichnungen zu geben, die verstärken, wie wir das Wesen unserer Kinder empfinden: Brüllender Löwe, kleiner Teufel, Prinzessin, Floh oder Maus, Zicklein oder Engel. Mele Brink setzt die Namen, die sich die Protagonisten in diesem Buch geben, gekonnt mit Details um. So wachsen Tante Kunigunde Flügel und Drachenschwanz, ihr Gefährte trägt eine Clownsnase und Mimi wird mit Hasenohren, Mausezahn und Engelsflügeln und diversen anderen Merkmalen geziert, bis sie sich schließlich wütend und brüllend von allem befreit und auf ihr Recht pocht, respektiert und auch mit ihrem Namen angesprochen zu werden.
Die Idee und die Umsetzung überzeugen, auch wenn der Name „Mimi“ selbst vielleicht etwas unglücklich gewählt ist, da er doch selbst eher Koseform denn solider Name ist. Dennoch bringt das Bilderbuch Spaß und regt gleichzeitig an, seine Kinder als Persönlichkeit zu respektieren und sie nicht immer wieder ungefragt zu verniedlichen.
Altersempfehlung: 4-6 Jahre
Vorlesezeit: 5-8 Minuten
Daten zum Buch „Ich bin Mimi!“
Titel: Ich bin Mimi!
Autor: Petra Steckelmann, Mele Brink
Verlag: Edition Pastorplatz
Jahr/Auflage: 2019/1.
ISBN: 978-3943833300
Ich bin Mimi!
Kriterium | Bewertung (1-10) | Begründung |
---|---|---|
Punkte gesamt | 10 | |
Titelwahl | 9 | Der Name "Mimi" lässt angesichts des Themas ein bisschen zu wünschen übrig. |
Aufmachung | 10 | Buntes, fröhliches und sehr amüsant und kreativ gezeichnetes Bilderbuch, das die Stimmung und das Thema sehr gut einfängt und umsetzt. |
Text/Sprache | 10 | Der Text wird durch unterschiedliche Farbgebung bei der wörtlichen Rede und Größe abgesetzt und gibt dem gesprochenen Wort dadurch mehr Ausdruckskraft. Der Text ist in Länge und Vokabular für leseanfänger geeignet. |
Inhalt | 10 | Mimi erhält Bezeichnungen und Kosenamen in allen denkbaren Formen und mag das überhaupt nicht. Sie erkämpft sich ihren Respekt, indem sie mit Löwengebrüll daran erinnert, dass sie einen Namen hat. |
Pädagogische Themen | 10 | Respekt ernst nehmen Selbstbewusstsein Identität Verniedlichung |
Pädagogischer Wert | 10 | Mimi kämpft in dieser Geschichte darum, respektiert und ernst genommen zu werden Den erwachsenen Vorlesern wird vor Augen geführt, wie oft sie alberne Kosenamen für Kinder verwenden. |
Schlüssigkeit/Logik | 10 | |
Kreativität | 10 | Die zeichnerische Umsetzung des Themas ist ausgesprochen gut gelungen. |