Gottfried, der Turborabe – Ennos allerbester Freund

Gottfried, der Turborabe – Ennos allerbester Freund, Christoph Fromm, Finja Skadi Vollbrecht

Wer kann schon von sich sagen, dass er einen Raben zum Freund hat? Gottfried ist zwar frech, faul und gefräßig, aber für Enno macht er einfach alles.

Kurzrezension

Die Fortsetzung der Geschichte um den Flüchtlingsjungen Enno und den vorwitzigen Raben mit dem Turbodüsenmotor führt uns über Frankreich nach Deutschland, genauer gesagt in die bayrische Landeshauptstadt. Denn hierher wurden Ennos Vater und seine kleine Schwester gebracht, wie Enno zufällig in einer Nachrichtensendung sehen konnte.

Enno freut sich, seine Schwester und seinen Vater wiedergefunden zu haben. Aber er erhält nun auch die traurige Gewissheit, dass seine Mutter die Flucht über das Meer nicht überlebt hat. Alle sind sehr traurig darüber. Gottfried tröstet Enno und steht ihm bei. Der Junge muss bald erkennen, dass das Leben nun in geregelten Bahnen weitergehen muss: Er soll in die Schule. Hierhin kann Gottfried ihn allerdings nicht begleiten, er ruht sich derweil also aus.

In der Schule kommt Enno in eine Klasse mit vielen anderen Flüchtlingskindern, die wie Enno noch Deutsch lernen müssen. Die Lehrerin, Frau Winter, ist zwar streng, aber auch nett. Sie bietet Enno an, seinen neunten Geburtstag in ihrem Garten zu feiern.

Ennos Vater scheint überhaupt keine Lebensfreude mehr zu empfinden und möchte weder, dass alle Gottfried kennenlernen, noch, dass eine Feier veranstaltet wird. Doch Ennos Lehrerin überredet ihn, bis er schließlich einwilligt.

Zu der Geburtstagsparty kommen dann nicht nur Ennos Mitschüler, sondern auch der freundliche Vater der Lehrerin, ein frecher Nachbarsjunge und der turbulente Rabe. Zusammen, Generationen und Nationen vereinend, feiern sie eine bunte, fröhliche Party, die auch vom einsetzenden Regen nicht gestört wird.

 

Ja, die Geschichte ist zuweilen sehr konstruiert und liest sich auch nicht sehr flüssig, denn es wird ein bisschen zu viel auf einmal gewollt: spannendes, Abenteuer, lustige und skurrile Einzelsituationen, ein sich fast überschlagendes Tempo in der Handlung, ein paar Klischees über Franzosen und Deutsche und dazu ein Kaufhausdetektiv und ein bestohlener Tankwart als Feindbilder – das ist hier und da einfach ein bisschen zu übertrieben.

Rabe Gottfried mogelt und stiehlt, wenn es nötig scheint, um für sich und Enno das Überleben zu sichern. Der Kaufhausdetektiv ist böser als nötig und die anzüglichen Bemerkungen zu Flamingobeinen fielen schon im ersten Band als eher unnötig auf. Auch Seitenhiebe auf eitle Spitzensportler sind wohl eher zur Belustigung für erwachsene Vorleser denn für die eigentliche Zielgruppe gedacht.

Aber die Themen Flucht, Asyl, Toleranz, Notlage, Integration und Diversität werden hier sehr deutlich angesprochen und veranschaulicht, was nahezu ein Alleinstellungsmerkmal dieser Bildergeschichte ist. Und die Hin- und Hergerissenheit der Flüchtlinge zwischen Trauer und Neuanfang, die Notwendigkeit, weiter zu machen und das Glück, in der Fremde wenigstens einen Freund zu haben, der einen versteht – in diesem Fall ein Rabe, der auch noch fast alle Sprachen versteht – all diese Gefühle und Situationen werden hier ganz selbstverständlich nebenbei beschrieben und laden ein, die eigene, oft glücklichere und sorglosere Situation zu vergleichen mit den Herausforderungen und oft traumatisierenden Erlebnissen der immer noch zu hunderten in Europa eintreffenden Menschen. Und nur wer ihre Probleme überhaupt erst einmal wahrnimmt, kann auch versuchen, die „Fremden“ zu verstehen. Für den Schulunterricht zum Thema Flucht und Asyl sind Gottfried und Enno daher durchaus geeignet.

Altersempfehlung: 5-7 Jahre
Vorlesezeit: 15-20 Minuten

Daten zum Buch „Gottfried, der Turborabe – Ennos allerbester Freund“

Titel: Gottfried, der Turborabe – Ennos allerbester Freund
Autor: Christoph Fromm, Finja Skadi Vollbrecht
Verlag: Primero
Jahr/Auflage: 2019

ISBN: 978-3981973204

Gottfried, der Turborabe - Ennos allerbester Freund

KriteriumBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt9
Titelwahl10
Aufmachung10Querformat,kräftige Farben,ungewöhliche Zeichnungen, ausdrucksstark
Text/Sprache8Der Text ist groß gedruckt, aber teilweise etwas zu umständlich formuliert für Erstleser.
Inhalt9Enno und Gottfried erreichen auf der Suche nach Enos Familie französisches Festland. Um zu überleben,müssen sie nun doch stehlen,obwohl Enno das nicht will. Dann finden sie heraus, dass seine Familie in einem Auffanglager in München ist, und fliegen nach Deutschland, wo Enno seinen Vater und seine Schwester wiederfindet. Seine Mutter aber ist tot. Ennos Leben muss weitergehen, deshalb kommt er in eine Schule und findet dort nicht nur ind er netten Lehrerin Hilfe und Trost. Die Party zu seinem neunten Geburtstag wird dank Gottfried zu einem einmaligen Spektakel.
Pädagogische Themen10Flucht
Asyl
Tod
Trauer
verlust
Neuanfang
Freundschaft
Vorurteile
Pädagogischer Wert9Viele wichtige Themen werden angesprochen und die Bedeutung von Freundschaft in der Fremde betont. Leider sind Enno und Gottfried hier und da auch wieder arg schadenfreudig.
Schlüssigkeit/Logik7Es gibt schon einige Wendungen und Ereignisse, den Turbodüsenmotor und das Verhalten der Erwachsenen betreffen, die einfach zu absurd und unglaubwürdig sind.
Kreativität10