Es regnet. Genervt schaue ich aus dem Fenster. Vor dem Waldrand sehe ich die überfluteten Äcker und Wiesen, denn der kleine Fluss führt schon seit Wochen viel zu viel Wasser. Die Springflut von vorletzter Nacht hat dann noch einen draufgesetzt. Nicht mehr lange, und die Hauptstraße steht wieder unter Wasser. Dann müssen wir den Umweg über den Hügel zum Kindergarten fahren.
Apropos: Im Kindergarten waren sie schon seit zwei Tagen nicht mehr draußen, wegen des ungemütlichen Matschwetters. Einerseits verständlich. Andererseits: Ich meine mich zu erinnern, dass WIR als Kinder IMMER draußen gespielt haben, egal, was für ein Wetter war. Schließlich gibt es Matschhosen und Gummistiefel, frische Luft ist gesund und überhaupt.
Mein Kind hat heute aber keine Lust, draußen zu spielen. „Weil es regnet“, sagt es. Ich glaube, ich könnte es trotzdem motivieren, wenn ich wollte. Im Regen spielen hat mir als Kind nämlich immer viel Spaß gemacht. Ich bin in tiefe Pfützen gesprungen, dass es nur so in alle Richtungen spritzte, und wir haben Baumrinden und Holzstücke als kleine Boote die Rinnsteine entlang schwimmen lassen. Das würde meinem Kind sicher auch Spaß bringen.
Aber dann müsste ich mit rausgehen. Und ich hab gar keine Matschhose – und keine Lust, nass zu werden. Deshalb habe ich die Regenwetterlaune meines Kindes einspruchslos hingenommen. Im Sommer, ja, freilich, dann ist das etwas anderes: Was gibt es Schöneres, als in einem warmen Sommerregen draußen zu spazieren, die frische Luft einzuatmen, das warme Regenwasser auf der Haut zu spüren? Im Sommer ist Wasser sowieso bei uns allen viel beliebter: Wenn es regnet, brauch ich meine Beete nicht zu gießen. Wenn es heiß ist, schmeckt ein Glas Wasser besonders gut. Im Sommer kann ich das Planschbecken für die Kinder aufbauen. Sie können darin herumtoben oder das Wasser in Eimern und Bechern quer über das Grundstück schleppen, um in ihrer Matschküche Brennnesselsuppe zu kochen.
Moment mal – wieso eigentlich nur im Sommer? Okay, die Brennnesseln wachsen dann besser, aber Suppe in der Matschküche geht doch auch bei Regen. Wenn ich’s so recht überlege, sind meine Kinder wahrscheinlich nur deshalb gerade nicht im Regen draußen, weil ich selbst den Stubenhocker gebe. Meine Kinder haben nämlich eigentlich gar nichts gegen Wasser. Das eine hat vorhin schon im Hundenapf geplanscht, das andere war beim Zähneputzen kaum vom Waschbecken wegzubekommen.
Ich höre im Kinderzimmer die Bauklötze durch die Gegend fliegen und an die Wände knallen. Bevor uns allen vor Langeweile die Decke auf den Kopf fällt, hole ich doch lieber die Matschhosen und Regenjacken aus der Kammer. „Kommt ihr mit raus?“ rufe ich nach oben. Statt einer Antwort höre ich das fröhliche Trappeln von Kinderfüßen, die die Treppe herab stürmen. Also gut: Wasser, wir kommen!
Kurzrezension
Die Biologin Andrienne Soutter-Perrot schrieb eine Reihe von Kinderbüchern zu Naturthemen wie verschiedene Tiere und Pflanzen. Zusammengearbeitet wurde hierbei mit unterschiedlichen Illustratoren. Die Bücher sind in englischer und französischer Sprache zu finden. Das hier vorliegende, von Elisabeth Borchers für den Insel-Verlag ins Deutsche übersetzte Büchlein aus der Reihe der Elemente-Bilderbücher wurde von Etienne Delessert illustriert und lässt sich wunderbar anschauen und (vor-)lesen.
Es wurde in vier Kapitel unterteilt, denen jeweils ein Fragewort zugewiesen wurde: Wo, wie, wann und warum sehen, erleben und brauchen wir das Element Wasser? Obwohl der Text einfach und die Übersetzung etwas steif wirken, fasziniert das Bilderbuch schon die kleinsten Betrachter. Das Wasser, das wir täglich trinken, spüren und nutzen, wird dem Leser hier in allen seinen Formen und Räumen gezeigt.
Es wird zunächst dargestellt, wo auf der Welt sich das Wasser befindet, und dann, welche Formen es annehmen kann: von flüssig über gasförmig bis zu Eis und Schnee. Schließlich wird in einfachen Worten erklärt, wie es zu den verschiedenen Wettererscheinungen wie Nebel, Regen und Schnee kommt, und was mit dem Wasser geschieht, wenn es im Erdboden versickert. Die verschiedenen Wasserwege wie Quelle, Bach, Fluss und Strom werden vorgestellt.
Im vierten Abschnitt schließlich wird der Leser ganz ohne erhobenen Zeigefinger darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, das Wasser wertzuschätzen und zu schonen, da alle Lebewesen, von den Pflanzen über die Tiere bis zum Menschen das Wasser brauchen. Ja, sie bestehen sogar zu einem Großteil selbst aus Wasser.
„Ohne Wasser gibt es kein Leben“ ist die Schlussbotschaft und Quintessenz dieses kleinen ersten Lehrbuches über die Natur. Etwas, das wir uns in unserer zivilisierten und verwöhnten Umgebung gerne öfter bewusst machen könnten.
Altersempfehlung: 0-6 Jahre
Vorlesezeit: 5 Minuten
Daten zum Buch „Das Wasser – Das erste Buch für Kinder über die Natur“
Titel: Das Wasser – Das erste Buch für Kinder über die Natur
Autor: Andrienne Soutter-Perrot, Etienne Delessert
Verlag: Insel
Jahr/Auflage: 1981
ISBN: 345-8048944
Das Wasser. Das erste Buch für Kinder über die Natur
Titelwahl | Bewertung (1-10) | Begründung |
---|---|---|
Punkte gesamt | 10 | |
Titelwahl | 10 | |
Aufmachung | 10 | Hardcover quadratisches, kleines Forma, große Bilder, die in wenigen Worten erklärt werden |
Text/Sprache | 9 | Einfache Sprache Die Interpunktion ist anfangs nicht korrekt, aber das stört den Vorlesefluss nicht. |
Inhalt | 10 | In diesem kleinen Bilderbuch wird das Element Wasser in all seiner Vielfalt und Bedeutung beschrieben und erklärt. Es wird erzählt, in welcher Form wir Wasser erleben können, dass es in der Natur und in allen Lebewesen enthalten ist und dass alle Lebewesen das Wasser zum Leben benötigen. So wird auch ohne erhobenen Zeigefinger darauf hingewiesen, dass Menschen das Wasser manchmal unnötigerweise verunreinigen. Bilder und Text ergänzen sich nahezu optimal in diesem Buch, nur das zweite Bild in Kapitel 4, auf dem zu sehen ist, wie Abwasser aus einer Fabrik in einen Fluss geleitet wird, bedarf der Erklärung durch den Vorleser. |
Pädagogische Themen | 10 | Lehrinhalt: Natur und Wasser als lebensnotwendiges und vielfältiges Element |
Pädagogischer Wert | 10 | Sehr anschaulich und eindringlich werden die Vielfalt und der Wert des Wassers in diesem Buch dem jungen Erstleser oder Kleinkind nahegebracht. |
Schlüssigkeit/Logik | 10 | |
Kreativität | 10 |