Als Erwachsenem kann einem Conni ganz schön auf die Nerven gehen. Conni findet alles toll, interessiert sich für alles, weiß alles und kann alles. Und was sie noch nicht weiß und kann, das lernt sie ohne Probleme und blitzschnell innerhalb einer Buchlänge. Manchmal frage ich mich wirklich, was mein Kind an Conni so toll findet. Die Antwort ist aber wohl: Genau das!
Was uns Erwachsene an Conni so nervt ist, abgesehen von der altklugen Art, mit der sie oft daher kommt, wahrscheinlich die Erfahrung, aus der heraus wir wissen, dass eben nicht EIN Mensch ALLES erleben, sehen und erlernen kann. Schon gar nicht in so jungen Jahren und alles auf einmal. Conni kann reiten, schwimmen, fliegt, fährt oder reist per Zug in den Urlaub, feiert die tollsten Feste, findet überall sofort neue Freunde und kennt sich auch mit Tieren bestens aus. Als Erwachsener guckt man Conni an und sagt sich: „Ja, nee, is klar, Allroundtalent. Gibt es ja wie Sand am Meer, das typische kleine Mädchen, das alles kann. Was für’n Streber.“ Ich muss ganz ehrlich sein: Mir ist Conni nicht immer sympathisch. Ich bin aus der Pippi Langstrumpf-Generation – wenn schon Alleskönner, dann wenigstens so schräg und verrückt, dass allen sofort klar ist: Die gibt es nur in der Phantasie.
Mein Kind hingegen findet Conni genau aus denselben Gründen toll, aus denen Conni mich manchmal nervt. Es hat weder die Lebenserfahrung noch den daraus hervorgehenden Sarkasmus und Pessimismus, weshalb mein Kind eben nicht infrage stellt, ob es Sinn ergibt, dass Conni alles kann. Mein Kind ist schlicht begeistert von dieser Vielseitigkeit, freut sich über jede neue Sache, die es mit Conni kennenlernt, egal ob per Hörspiel, Pixie, Lesemaus oder großem Bilderbuch. Ja, selbst im Kinderkanal ist Conni nicht mehr wegzudenken.
Und irgendwie muss ich Conni auch ein wenig dankbar sein. Sie gibt meinem Kind das Gefühl, auch alles machen, sehen oder lernen zu können, was es mag. Die Welt ist so wohlbehütet und alltäglich in Connis Familie und gleichzeitig so weltoffen und weltenbummlerisch, dass Kinder, die Conni kennenlernen, sich nicht nur mit ihr identifizieren, sondern auch mit ihr träumen, Abenteuer erleben und die Welt um sich herum erforschen können. Vor allem aber nehmen sie die Welt als etwas Grenzenloses und durchweg Spannendes wahr. Etwas, was wir Erwachsenen schon längst verlernt haben.
Seit mein Kind jedenfalls „Conni und der Osterhase“ gehört hat, freut sie sich schon seit Monaten auf Ostern, aufs Eier bemalen, auf den Osterhasen, auf das Osterfeuer und überhaupt. Okay, Conni bleibt schön pauschal und unterschlägt komplett den eigentlichen, den religiösen Ursprung des Osterfestes. Aber das ist in diesem (Vor-)Lesealter durchaus verkraftbar. Und irgendetwas muss es ja auch noch geben, was die Eltern ihren Kindern erklären können.
Eier bemalt und versteckt haben wir auch ohne Conni schon in den letzten Jahren, und auch ein Osterfeuer wird es bei uns wieder geben. Aber trotzdem kann das Büchlein uns noch Impulse geben: Dieses Jahr darf mein Kind wie Conni sein eigenes Kressegärtchen anlegen. Und wer weiß – vielleicht begegnet es ja auch dem Osterhasen persönlich, wenn der Verstecke für die Eier sucht.
Kurzrezension
Conni und der Osterhase ist eines der gelungeneren Bilderbüchlein aus der Lesemaus-Reihe, und das ist längst nicht bei allen Lesemaus-Conni-Bänden der Fall. In farbenfrohen Bildern begleiten wir in Band 77 Conni und ihre Familie bei den traditionellen Vorbereitungen für das Osterfest. Sie schneiden Zweige für das Osterfeuer, bemalen ausgepustete Eier, hängen sie in den frisch geschnittenen Osterstrauch und freuen sich gemeinsam auf das Familienfest.
Beim Osterfeuer wird es kurz dramatisch, denn Conni und ihre Freunde entdecken in den für das Feuer aufgehäuften Zweigen ein Häschen. Das sollte eigentlich nicht passieren, denn die Veranstalter eines Osterfeuers werden ja dazu angehalten, das Brennmaterial vor dem Anzünden noch einmal umzuschichten, um zu vermeiden, dass sich Tiere darin versteckt halten. Aber hier bei Conni im Ort passiert es trotzdem. Zum Glück kann ein Feuerwehrmann den Hasen noch aus dem brennenden Haufen herausholen. Und als am nächsten Tag bei den bunten Ostereiern im Garten ein leichter Rauchgeruch in der Luft hängt, ist Conni überzeugt davon, dass sie den Osterhasen aus dem Feuer gerettet haben.
In diesem Büchlein werden Traditionen zum Fest und die kindliche Freude daran spür- und erlebbar. Die Textlänge ist angemessen und eignet sich auch sprachlich sowohl zum Vorlesen, als auch für Erstleser. Die große Druckschrift ist für Letztere ebenso von Vorteil. Empfohlen wird das Bilderbuch von der Stiftung Lesen. Als Bonbon findet man auf dem Cover befestigt noch einen kleinen Bastelbogen mit zwei Conni-Ostereiern zum Ausschneiden, die man dann in den Osterstrauch hängen kann.
Altersempfehlung: 3-7 Jahre
Vorlesezeit: 5-8 Minuten
Daten zum Buch „Conni und der Osterhase“
Titel: Conni und der Osterhase
Autor: Liane Schneider, Eva Wenzel-Bürger
Verlag: Carlsen
Jahr/Auflage: 2016/2.
ISBN: 978-3551084774
Conni und der Osterhase
Titelwahl | Bewertung (1-10) | Begründung |
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Punkte gesamt | 10 | |
Titelwahl | 10 | |
Aufmachung | 10 | Quadratisches, praktisches, broschiertes Heft ganz- und halbseitige Zeichnungen, die Raum für den kurzen, aber groß gedruckten Text lassen kindgerechte Zeichungen der Hauptgeschehnisse, ohne besonders viele Hintergrundereignisse Nur Connis Kater schleicht sich hier und da mit ins Bild. Auf dem Cover wurde ein lesezeichengroßer Osterei-Bastelbogen zum Ausschneiden befestigt. |
Text/Sprache | 10 | Textlänge und große Druckbuchstaben eignen sich hervorragend für ein erstes Selber-Lesen. Der Text ist einfach und kommt mit nur wenigen Nebensätzen aus, das ist kindgerecht und auch gut vorzulesen. |
Inhalt | 10 | Conni freut sich auf Ostern, aber so recht an den Osterhasen glaubt sie nicht mehr. Doch es gibt so viele schöne Dinge, die man für das Fest vorbereiten kann: bemalte Eier für den Osterstrauch, eine Kressewiese und ein Eierhaus. Doch als Conni und ihre Freunde am Karsamstag mitten im für das Osterfeuer angezündeten Zweighaufen einen kleinen Hasen sehen, den ein Feuerwehrmann gerade noch retten kann - da glaubt auch Conni, dass das der Osterhase gewesen sein muss. |
Pädagogische Themen | 10 | Familie Freude an Festen Traditionen Dorfgemeinschaft Phantasie/Glaube |
Pädagogischer Wert | 8 | Zum christlichen Hintergrund des Osterfestes erfährt man bei Conni nichts, der Lehrwert ist also nicht allzu groß. Hier stehen allgemeinere Traditionen wie der Osterhase und die bunten Eier im Vordergrund. Das schmälert aber die Bedeutung des Festes für Conni nicht. Sie freut sich darauf, mit ihrer Familie und ihren Freunden Ostern zu feiern und zum Osterfeuer zu gehen. Die bedeutung familiärer und gemeinschaftlicher Unternehmungen und Feiern wird vermittelt. |
Schlüssigkeit/Logik | 9 | Dass ein Hase noch in den brennenden Zweigen hockt, ist zum Glück heutzutage etwas unwahrscheinlich geworden, da eine Umschichtempfehlung vor solchen Veranstaltungen weitestgehend verbreitet ist und zumeist auch befolgt wird. |
Kreativität | 10 |