Mach schnell, Willi Wiberg

Mach schnell, Willi Wiberg_Gunilla Bergström

Mach schnell, Willi Wiberg, Gunilla Bergström

Jedes, wirklich JEDES Elternteil kennt es: Wenn man es eilig hat, kommt es einem so vor, als ob die Kinder erst recht trödeln. Da dauert das Anziehen einer Socke schonmal bis zu zehn Minuten, weil vorher noch das Stoffpferd in den Puppenwagen, der Teddy ins Regal oder die Spielzeugautos in die Parkgarage gefahren werden müssen. Und wieder heraus. Und wieder hinein. Und noch eben kurz…Kurzrezension

Willi Wiberg ist fünf Jahre alt. Sein Papa ruft ihn um sechs Uhr morgens, weil er gleich in den Kindergarten gehen soll. Willi ist gerade dabei, sich anzuziehen. Doch dann sieht er seine Pupe Lisa, die auch noch rasch ihr Kleid anziehen muss.

Willi zieht Lisa an und findet dabei das Rad vom Spielzeugauto, das er eben noch schnell montieren muss, damit es nicht wieder verloren geht. Schon ist es zwanzig nach sechs, doch Willi kann immer noch nicht zum Frühstück kommen, denn er muss jetzt noch schnell die Schlange im neuen Tierbuch anschauen.

Papa wird schon ungeduldig und ruft wieder nach Willi. Der klebt in Seelenruhe die gerissene Seite im Buch und verheddert sich dabei im Klebestreifen. Der Haferbrei wird kalt und es ist viertel vor sieben. Damit Papa nicht mehr so wütend ist, bringt Willi ihm seine Zeitung, wobei er eben schnell noch das Bild vom Feuerwehrmann anschauen und sich vorstellen muss, wie er selbst später einmal Feuerwehrmann sein wird.

Papa brüllt nun schon richtig laut und äfft Willi nach, weil dieser immer sagt „Ich will ja nur noch…“. Willi nimmt es gelassen und gibt Papa die Zeitung. Das besänftigt den Papa. Doch Willi trödelt auch beim Frühstück und Papa nörgelt schon wieder. Es ist sieben Uhr, als Willi gegessen und Zähne geputzt hat. Nun kann er sich seine Jacke anziehen und in den Kindergarten gehen. Aber wo bleibt Papa?

Der will nur eben noch die Zeitung lesen. Nun ist es an Willi, seinen Vater nachzuäffen – und zum Glück können beide darüber herzlich lachen.

 

Diese Willi Wiberg-Geschichte war bei ihrer Entstehung der Zeit voraus: Willi lebt mit seinem Papa zusammen und spielt mit Puppen. Ein solch tolerantes Rollenbild von Vater und Sohn ist in Texten der siebziger Jahre eher rar. Der ungeduldige Erwachsene, der sein Kind ruft, ausschimpft und drängelt hingegen ist auch heutzutage keine Rarität. Umso erfrischender ist die Erkenntnis, dass Willi seinem schlussendlich ebenso trödelndem Vater nicht böse ist, sondern dass die beiden zusammen über ihre Ähnlichkeit lachen können.

Die Uhren der Kinder ticken anders. Kinder trödeln nicht, sondern sie brauchen Zeit. Und Kinder setzen ihre Prioritäten noch nach Gefühl. Das mag Erwachsenen zuweilen unvernünftig vorkommen. Aber ist es nicht viel unvernünftiger, immer nur zu hetzen und das, was einem gerade wichtig ist, fallen zu lassen, nur um in anderer Leute Zeitplan zu passen?

„Mach schnell, Willi Wiberg“ fordert uns Eltern auf, unseren Kindern Zeit zu geben – für was auch immer sie diese gerade brauchen. Denn wir vergessen zu leicht, dass auch wir manchmal gerne viel mehr Zeit hätten – zum Beispiel um mit den Kindern über Willi Wibergs Geschichten zu lachen.

 

Altersempfehlung: 3-6 Jahre
Vorlesezeit: 10 Minuten

Daten zum Buch „Mach schnell, Willi Wiberg“

Titel: Mach schnell, Willi Wiberg
Autor: Gunilla Bergström
Verlag: Oetinger
Jahr/Auflage: 1976

ISBN: 378-9155578

Mach schnell, Willi Wiberg

KriteriumBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt10
Titelwahl10
Aufmachung9Hardcover, DinA5, pinkes Cover
Die Zeichnung der Figuren Willi Wiberg ist wirklich Geschmackssache. Die Abbildung von Uhren zur Verdeutlichung der verstreichenden Zeit sind sehr passend.
Text/Sprache10Der Text ist einfach und auch für Leseanfänger leicht zu bewältigen. Zur Verdeutlichung der lauter werdenden Rufe des Vaters sind Vokalvermehrung und Fettdruck verwendet worden.
Inhalt10Willi soll in den Kindergarten gehen. Sein Vater drängelt, weil Willi etwas trödelt. Er will nämlich erst noch: seine Puppe anziehen, das Auto reparieren, ein Buch angucken, das Buch reparieren und so weiter. Willis Papa wird ganz schön ungeduldig und ruft immer lauter, dass Willi sich beeilen soll. Doch als Willi endlich gefrühstückt und sich für den Kindergarten angezogen hat, trödelt plötzlich sein Papa und liest noch Zeitung. Nun ist es an Willi, den Vater zu schimpfen und zur Eile zu drängen. Und dann müssen die beiden herzlich darüber lachen.
Pädagogische Themen10Familie
Zeit
Prioritäten setzen
Pädagogischer Wert10Die Moral von der Geschichte ist super: Nicht nur Kinder trödeln, sondern auch oft genug die Erwachsenen. Viel wichtiger als die Pünktlichkeit hingegen ist das Verständnis füreinander und dass man sich die Zeit nimmt, miteinander zu lachen.
Schlüssigkeit/Logik10
Kreativität10