Wo kommen die kleinen Babys her? – Mama, Papa und ich

Wo kommen die kleinen Babys her? Mama, Papa und ich, Malcom und Meryl Doney, Nick Butterworth, Mick Inkpen

Nichts gegen das Dr. Sommer Team. Aber sollen wir einer Jugendzeitschrift wirklich allein die Aufklärung unserer Kinder überlassen? Oder hoffen, dass die Schule es mit dem Biologieunterricht schon irgendwie kindgerecht übernehmen wird? Mal ehrlich: Die Zeiten des Storches sind doch seit Dumbo vorbei. Sagen wir es unseren Kindern, wie es ist. Oder, wie wir glauben, dass es ist.

Kurzrezension

„Wofür brauchen Jungs einen Penis und warum haben Mädchen keinen?“ Solche und ähnliche Fragen stellen Kinder oft, sobald das eigene und das andere Geschlecht und die Unterschiede erkannt werden. Wem als Erwachsenen dann die passenden Worte und Bilder fehlen, der ist froh, wenn er auf ein altersgerechtes Aufklärungsbuch zurückgreifen kann.

Hier liegt uns ein Bilderbuch vor, in dem nicht nur die Fragen nach biologischen Fakten beantwortet werden, sondern auch philosophische Gedanken zur eigenen Existenz angesprochen werden. Dies geschieht vom Vorwort und ersten Abschnitt an durch das gesamte Buch hindurch ganz konkret auch aus religiöser Sicht.

Es gibt Gott, soviel ist in diesem Buch klar. Und deshalb wird direkt mit der – stark verkürzten – biblischen Schöpfungsgeschichte begonnen. Dann wird das Familienbild von Vater, Mutter und Kind angesprochen. Und damit kommt das Buch zum entscheidenden natürlichen Unterschied der Geschlechter: Der Anatomie von Jungen und Mädchen, Männern und Frauen.

Hier zeigt das erste Bild nun nicht nur einen nackten Jungen und ein nacktes Mädchen, sondern daneben auch sehr anschaulich zwei Puzzleteile, die zueinander passen. Auf der folgenden Seite wird die äußerlich sichtbare physische Entwicklung zu Mann und Frau erklärt, gefolgt von den weniger offensichtlichen Entwicklungen innerhalb des menschlichen Körpers: Samenzellen und Eier werden anschaulich und gleichzeitig humorvoll dargestellt und ihre Funktion wird erklärt.

Um beim religiösen Familienbild zu bleiben, folgt das Bild einer Liebesheirat von Mann und Frau, die sich – natürlich erst anschließend – ihre Liebe auf körperliche Weise zeigen, durch den Geschlechtsverkehr. Die ineinandergreifenden Puzzleteile kommen hierbei zum Einsatz, zeigen sie doch anschaulich physikalisch das, was – unter der Bettdecke – im übertragenden Sinn zwischen Penis des Mannes und Scheide der Frau passiert.

Dass durch diesen Akt der Liebe ein Kind gezeugt wird, das im Bauch der Mutter heranwächst, wird sachlich und anschaulich dargestellt, indem Embryos und ungeborene Babys unterschiedlicher Entwicklungsstadien entsprechend großen Obst- und Gemüsesorten gegenübergestellt werden. Die Geburt –  die „meistens“ im Krankenhaus stattfindet – wird beschrieben. Dann ist das Baby endlich auf der Welt: Von Gott und den Eltern gewollt und geliebt, ein neuer Mensch, ganz besonders und ganz individuell.

 

Ja, dieses Buch beleuchtet sehr konkret ein religiöses Familienbild: Eine Familie, das sind Vater, Mutter und Kind. Das Kind entsteht aus Liebe und gewollt. Und hier scheiden sich bei den Rezensenten im Netz die Geister. Ist es dem Buch vorzuwerfen, dass es Menschen unerwähnt lässt, die nicht an Gott glauben? Die keinen Gott kennen, der jeden Menschen liebt und die Entstehung von Leben initiiert? Kann man es diesem Aufklärungsbuch vorwerfen, dass es verschweigt, dass sich das Familienbild unserer Gesellschaft geöffnet hat für gleichgeschlechtliche oder unverheiratete Eltern? Oder dass Kinder zuweilen vom Menschen ungewollt oder unbedacht gezeugt oder gar wieder abgetrieben werden oder die Befruchtung bei Bedarf in einem Labor erfolgt?

Die ganze Diversität der Weltanschauungen und Lebensmodelle sowie der Entscheidungen für oder gegen Kinder in einem kurzen Bilderbuch aufgreifen zu wollen, wäre ein sehr hoher Anspruch. In der Neuauflage des aus den Achtzigern stammenden Buches „Wo kommen die kleinen Babys her?“ wird nicht nur darauf verzichtet, das Thema von allen – heute – denkbaren Seiten zu beleuchten oder rein biologisch zu besprechen, sondern es wird ganz bewusst genau dieses eine – traditionelle – Familienbild gezeichnet. Darin eingebettet wird aber durchaus sachlich, anschaulich und altersgerecht darüber aufgeklärt, wie der Mensch biologisch entsteht.

Was für christliche Familien ein Pluspunkt ist, kann für anders- oder nichtgläubige Familien als Negativpunkt oder unerwünschte Einmischung in die weltanschauliche Orientierung der Eltern aufgefasst werden. Letztlich ist es aber wohl auch eine Frage der Offenheit und Toleranz der Vorleser, ob man ein Buch gleich verdammt, weil es Gott in die Sache mit der Liebe einbezieht, ja, ihn gar als Stifter dieser Liebe sieht. Man kann aber auch einfach die Inhalte, die man nicht glauben, nachvollziehen oder weitergeben kann und möchte, schlicht auslassen oder seinem selbst lesenden Kind erklären, dass und warum man es anders sieht, als die Autoren dieses Buches.

So oder so sind die Zeichnungen gelungen, anschaulich und humorvoll. Die Altersempfehlung des Verlags kann getrost von fünf auf vier Jahre herabgesetzt werden aufgrund der Verständlichkeit und Achtsamkeit von Text und Bildern und dem oft schon früher auftretenden Interesse an den Themen Geburt und Geschlechtsunterschiede.

Altersempfehlung: 4-7 Jahre
Vorlesezeit: 10-15 Minuten

Daten zum Buch „Wo kommen die kleinen Babys her? Mama, Papa und ich“

Titel: Wo kommen die kleinen Babys her? Mama, Papa und ich
Autor: Malcom and Meryl Doney, Nick Butterworth, Mick Inkpen
Verlag: Brunnen
Jahr/Auflage: 2015 / 23.

ISBN: 978-3765556456

Mama, Papa und ich - Wo kommen die kleinen Babys her?

KriteriumBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt9
Titelwahl10
Aufmachung10gebunden, Querformat, interessant, lustig und einprägsam gezeichnet
Text/Sprache9Der Text ist verständlich und einfühlsam geschrieben, die Länge ist angemessen.
Inhalt9Das Buch vermittelt das traditionelle Familienbild, dass auf der Überzeugung beruht, dass es einen Gott gibt, der die Menschen erschuf und jeden einzelnen liebt. Er initiierte das Leben und die Menschen pflanzen sich durch den Akt der Liebe fort. Wie dies biologisch vonstatten geht, wird sehr verständlich und anschaulich beschrieben. Gleichzeitig wird Rücksicht genommen auf eventuelle Befindlichkeiten im Aufklärungsgespräch zwischen Eltern und Kind.
Pädagogische Themen10Aufklärung
Biologie
Liebe
Familie
Glaube
Pädagogischer Wert8Für christliche Familien ist dieses Buch wunderbar geeignet, um die Werte von Familie, Liebe und Wertschätzung glaubensgemäß mit der sachlichen Aufklärung über den biologischen zeugungs-und Entwicklungsprozess von Menschenkindern zu verbinden. Für weniger religiöse Familien mag das Buch übergriffig wirken, wobei zumindest der Klappentext auf der Rückseite deutlich macht, dass Gott in dem Buch eine Rolle spielt.
Schlüssigkeit/Logik8Den Glaubensaspekt außen vor gelassen wird der biologische Teil logisch und weitestgehend sachlich dargestellt und beschrieben.
Kreativität10