Sylvia Englert beschreibt die Geschichte des kleinen Jungen Raphael, der endlich groß sein will. Er wird es schließlich dadurch, dass er in die Schule kommt.
Kurzrezension
Raphael ist im Kindergarten schon einer der Großen, aber in der Nachbarschaft gibt es einen Jungen, der älter ist und meint, Raphael müsse erst noch groß werden. Raphael fragt eine Reihe Erwachsene, wann er groß sein wird. Geld verdienen, wählen gehen und den Führerschein machen scheint dazuzugehören. Doch Mamas Antwort ist besser. Sie sagt: „Wenn du zur Schule gehst (…) gehörst du zu den Großen.“ Das lässt sich machen, denn Raphael ist Vorschulkind.
Nun will Raphael sich auf die Schule vorbereiten und kauft mit Mama die Schulsachen ein. Er lernt, dass man nicht alles bekommen kann, was man sich wünscht, aber dass es gute Alternativen gibt. Auch im Kindergarten laufen die Vorbereitungen für die Schule. Raphael bastelt eine Schultüte, scheitert und streitet sich mit seinem Freund. Die Erzieherin klärt die Situation und am Ende hält auch Raphael eine schöne Schultüte in seinen Händen. Er geht in eine Schnupperunterrichtsstunde und glänzt, weil er schon bis zwanzig zählen kann. Beim Abschiedsfest im Kindergarten beweist Raphael, dass er seinen Willen durchsetzen und für das Gruppenfoto die Mütze aufbehalten kann.
Am Abend vor der Einschulung ist Raphael besonders nervös. Dann geht es los, seine Familie ist dabei und auch drei Kinder aus dem Kindergarten sieht er wieder. Aber von ihnen ist nur Melissa in seiner Klasse, und die setzt sich nicht neben ihn. Die Enttäuschung währt nicht lange, denn ein anderes nettes Mädchen setzt sich neben Raphael. Der erste Schultag ist schnell vorbei, die Familie macht Fotos und ist stolz. Raphael lernt so gut lesen, dass er schon bald einer älteren Dame ein Verkehrsschild vorlesen kann. Damit ist er offiziell ein großer Junge und sehr stolz.
Vom Kindergarten in die Schule zu wechseln, ist eine große Veränderung und Herausforderung für Kinder. Es ist sehr tröstlich, dass es dabei allen ähnlich geht. Die Geschichte von Raphael beschreibt einige Gefühle, die Kinder in diesem Übergangsprozess haben können. Erwartungen, Enttäuschungen, Vorfreude, Angst, alte und neue Freunde – alles wird angesprochen und jedes Problem wird schnell gelöst. Eine tiefere Auseinandersetzung mit einem der Themen gibt es nicht und einen Spannungsbogen auch nicht. Der sehr lange Text in der Verbindung mit unspektakulärer Handlung lässt die Geschichte leider etwas langatmig werden. Daher kann das Buch zwar zum Thema Einschulung begleitend vorgelesen oder von Leseanfängern nachvollzogen werden, aber es bietet wenig Anreize, mehrmals gelesen zu werden.
Die Zeichungen sind realistisch und kindgerecht, aber die Mimik der Gesichter hat oft etwas sehr Verschmitztes bis Verkniffenes. Faszination bleibt leider aus, aber durch die Beschreibung der Ereignisse zum Schulbeginn ist das Buch authentisch und in Ordnung.
Altersempfehlung: 5-8 Jahre
Vorlesezeit: 15 Minuten
Daten zum Buch „Raphael kommt in die Schule“
Titel: Raphael kommt in die Schule
Autor: Sylvia Englert, Regine Altegoer
Verlag: arsEdition
Jahr/Auflage: 2009
ISBN: 978-3760714042
Raphael kommt in die Schule
Titelwahl | Bewertung (1-10) | Begründung |
---|---|---|
Punkte gesamt | 9 | |
Titelwahl | 10 | |
Aufmachung | 9 | Hardcover DinA4 Sehr realistische aber kindgerechte Zeichnungen. In den Gesichtern der Figuren fehlt allerdings eine gewisse Grundsympathie, daher ein Punkt Abzug. |
Text/Sprache | 9 | Der Text ist sehr lang, aber sprachlich angemessen. Für Leseanfänger sind allerdings noch ein paar schwierige Wörter eingebracht worden wie "Straßenmusikant, niedergeschlagen, versehentlich, Schnupperunterricht, zusammengekniffenen und konzentriert." Die Einklammerung mehrerer Passagen auf der vorletzten Seite stören den Lesefluss unnötig. |
Inhalt | 8 | Raphael ist im Kindergarten schon einer der Größten, aber im Vergleich zum Nachbarsjungen noch klein. Er möchte groß sein und fragt ein paar Leute, wann er groß sein wird. Mamas Antwort ist die einzige, die ihm gefällt, denn sie sagt, er gehöre zu den Großen, wenn er in die Schule kommt. Und da das nicht mehr lange hin ist, beginnt Raphael nun mit der Vorbereitung darauf: Schulsachen kaufen, Schultüte basteln und Abschied nehmen vom Kindergarten. Dann kommt endlich die Einschulung und schon bald wird Raphael als großer Junge anerkannt. |
Pädagogische Themen | 9 | größer werden zur Schule kommen Ängste Vorfreude Erwartungen |
Pädagogischer Wert | 9 | In dieser Geschichte werden die Ängste und Erwartungen, die ein Vorschulkind haben kann, dargestellt und zum Guten hin aufgelöst. Allerdings geht es in der Geschichte mehr um den Begriff des "Groß seins" als um die Schule. |
Schlüssigkeit/Logik | 9 | Warum Raphael den Mann von der Tankstelle fragt, wann man groß ist, erschließt sich nicht |
Kreativität | 8 | Die Geschichte wird nicht besonders spannend oder lustig erzählt, sondern eher etwas langatmig. |