Ein, zwei, drei oder gar mehr Kinder? Kaum Eltern, die sich diese Frage nicht mehrmals im Leben gestellt haben. Und kaum Paare, bei denen nicht jedes Mal, wenn sie sich die Frage stellten, unterschiedliche Antworten herauskamen. Und wenn man dann noch die potentiellen älteren Geschwister fragt, was sie davon halten, wird die Klarheit noch nebulöser.
Seit wir die Überlegung in den Raum geworfen haben, ob unsere Familie schon vollständig ist, oder noch einer Erweiterung bedarf, ernten wir vielerorts Erstaunen und nicht selten Entsetzen. Beidem begegnen wir mit einer gewissen Gelassenheit. Schließlich ist das ja erst einmal nur eine Überlegung und noch lange keine Entscheidung.
Aber wir hören schon jetzt genauer hin, wie sich andere Paare und Familien mit dem Thema auseinandersetzen. Bei vielen spielt der finanzielle Punkt eine große Rolle. Klar, die Knirpse essen nicht viel und können die Klamotten der Großen auftragen. Aber diese Berge an Windeln! Und noch ein Autositz. Überhaupt, das Auto: mehr als zwei Kindersitze gehen in die Standard-PKW ja gar nicht hinein, also muss eine Familienkutsche her. Am liebsten ein T5, aber wer kann sich den schon leisten heutzutage? Und gebraucht gibt es keine. Die werden gefahren, bis sie auseinanderfallen, also mindestens bis das jüngste Kind achtzehn ist. Keiner rückt einen guten Bulli wieder raus.
Und dann später die Hobbys, Fußballverein und Reitstunden, wer soll das bezahlen? Klassenfahrten und der monatliche Beitrag aufs Sparkonto? Rein finanziell gesehen kann sich doch eigentlich sowieso keiner mehr Kinder leisten, oder höchstens eines.
Aber wenn die Eltern sich dann irrsinnigerweise doch für ein zweites, drittes oder gar viertes Kind entscheiden wollen – da gibt es ja noch den einen oder anderen, der das mitentscheiden möchte. Oder könnte. Oder zumindest einen, dessen Leben auch von der Entscheidung nicht zu knapp beeinflusst würde: Das ältere Geschwisterkind.
Potentielle Geschwisterkinder sind manchmal richtiggehend schockiert, wenn Mama und Papa davon reden, ein weiteres Kind bekommen zu wollen. „Reiche ich ihnen nicht mehr? Haben sie dann nur noch das Baby lieb?“ Das sind Ängste, die schnell zu einer vorsorglichen Abneigung gegenüber dem ungeborenen oder gar noch ungezeugten Baby führen können. Ein kleiner Junge erklärte jüngst einer Freundin: „Mama, das geht nicht. Wir haben kein Zimmer frei und ich bin noch zu jung um auszuziehen.“
Was soll Mama da entgegensetzen, außer einer dicken Umarmung? Denn egal wie absurd und niedlich die Kinder ihre Ängste formulieren – es sind doch Ängste, die ernst genommen werden müssen.
Dabei ist ein weiteres Kind keineswegs automatisch eine weitere Sorge, ein Belastung oder eine Konkurrenz. Ein weiteres Kind ist in erster Linie ein neuer liebenswerter Mensch. Den lieben zu dürfen bereichert nicht nur die Eltern, sondern auch die älteren Geschwister. Wenn sie es wollen.
Max und Luise wissen das und freuen sich mit Mama und Papa auf den Nachwuchs – zumindest, wenn es ein Bruder wird. Oder eine Schwester. Oder beides?
Kurzrezension
„Hallo Baby – Luise und Max bekommen ein Geschwisterchen“ ist eine amüsante Herangehensweise an die Themen Familienzuwachs und Geschwister werden. Mama ist seit einiger Zeit mächtig übel, immer wieder muss sie spucken. Komischerweise hat sie trotzdem gute Laune. Bei Papa macht es „Klick“: Mama ist schwanger. Das verstehen Luise und Max nicht: Das Baby kommt doch nicht durch den Mund zur Welt?
Aber wenn ein Baby kommt, dann muss es ein Junge sein, mit dem Max Ritter spielen kann. Prinzessin Luise wünscht sich lieber eine Schwester. Die Namen sind klar, Pippilotta oder Moritz. Oder doch Kingkong und Priscilla? Mama hört derweil auf zu spucken und wird immer dicker. Und in ihrem Bauch ist mächtig was los. Die Baby-Schwester tanzt Ballett, meint Luise. Aber Max sieht eher den Fußballhelden in Mama heranwachsen.
Okay, ein paar Geschlechterklischees werden hier natürlich schon bedient. Aber insgesamt steht die Vorfreude auf das neue Familienmitglied im Vordergrund. Denn es gibt neben all den Sorgen und Ängsten und Eifersüchteleien auch viele Kinder, die sich einfach auf ihr Geschwisterchen freuen. So wie Max und Luise: Sie stellen sich vor, was sie mit ihrem Geschwisterchen spielen wollen und suchen schon einmal Sachen heraus, die sie abtreten können an das Baby.
Die Geschichte der freudigen Geburtserwartung wird kurzweilig und witzig erzählt, Papa, Max und Luise frotzeln herum und Mama bekommt natürlich in einem unerwarteten Moment ein Baby. Und dann? Noch eines. Zwillinge. Denn schließlich braucht Max einen Bruder und Luise eine Schwester.
„Hallo Baby“ ist ein Familienzuwachsbuch ohne Sorgen und Probleme, aber dafür mit viel Spaß und Witz. Ganz nebenbei werden auf ebenso lustige Weise ein paar grundlegende Dinge zu Schwangerschaft und Geburt erklärt und Werte wie das geschwisterliche Teilen vermittelt. Die kindgerechten Zeichnungen runden das Gesamtpaket ab. Und unsere Große will nun auch Zwillingsgeschwister bekommen. Na dann.
Altersempfehlung: 3-7 Jahre
Vorlesezeit: 10 Minuten
Daten zum Buch „Hallo Baby! Luise und Max bekommen ein Geschwisterchen“
Titel: Hallo Baby! Luise und Max bekommen ein Geschwisterchen
Autor: Isabel Abedi, Barbara Korthues
Verlag: Ellermann
Jahr/Auflage: 2007
ISBN: 978-3770742936
Hallo Baby!: Luise und Max bekommen ein Geschwisterchen
Titelwahl | Bewertung (1-10) | Begründung |
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Punkte gesamt | 10 | |
Titelwahl | 10 | |
Aufmachung | 9 | Die Zeichnungen sind recht amüsant, vor allem die Papierstücke, auf denen die kindliche Vorstellung der Ereignisse gekritzelt wurden. Abzug gibt es für das lachsfarbene Cover, was freilig eine Geschmackssache ist. Die Familie auf dem roten Sofa geht vor diesem Hintergrund aber auch etwas unter. |
Text/Sprache | 10 | Der Text ist angenehm geschrieben, leicht zu lesen und vorzulesen und eignet sich durch die vielen Dialoge auch gut, um den Figuren beim Vorlesen unterschiedliche Stimmlagen zu verleihen. |
Inhalt | 10 | Mama muss immer öfter spucken, aber sie freut sich darüber. Das kann nur eines bedeuten: Papa jubelt, Mama ist schwanger. Max und Luise finden das super, aber Max will einen Bruder und Luise lieber eine Schwester. Sie stellen sich vor, was sie zusammen spielen und überlegen, welche von ihren Kleidungsstücken sie für das Baby hergeben können. Während die Mama immer dicker wird, besprechen die Geschwister, wie sie das neue Geschwisterchen untereinander aufteilen. Und auch der Name steht für Max und Luise schon fest, auch wenn Mama und Papa noch nicht verraten, was es wird. Kurz bevor Mama platzt geht es dann doch ins Krankenhaus, und da bekommen Max und Luise genau das, was sie wollen: einen Bruder. Und eine Schwester. |
Pädagogische Themen | 9 | Familienzuwachs Geschwisterliebe Geschlechterklischees Teilen Lernthema: Schwangerschaft und Geburt |
Pädagogischer Wert | 9 | In dieser Geschichte spielt Eifersucht auf das neue Baby überhaupt keine Rolle. Jeder in der Familie ist dem Zuwachs positiv gegenüber eingestellt, keiner sorgt sich um die Finanzierung, um die Zimmerzahl, um die Liebe der Eltern. Einzig welches Geschlecht das Kind haben wird, ist die spannende Frage zwischen den Geschwistern Max und Luise. Eigentlich will jeder das Baby für sich beanspruchen, doch schließlich teilen sie es doch unter sich auf. |
Schlüssigkeit/Logik | 10 | |
Kreativität | 10 |