Sechs Kinder hat Familie Pieselang. Kaum vorstellbar, dass die Eltern einer solchen Schar jemals alleine verreisen könnten. Doch Pieselangs können, denn sie haben ja ihre Oma. Aber keine gewöhnliche Oma, sondern eine mit besonders viel Pfiff, Witz und Cleverness – und vor allem mit einem sehr großen Herzen.
Kurzrezension
Alles beginnt damit, dass Jan Pieselang nachts ein Geräusch hört, das ihn sehr beunruhigt. Er vermutet einen Einbrecher und schleicht sich zu Oma, um sie zu wecken. Oma glaubt zwar, dass es eher die Haustiere waren, die Jan gehört hat, doch dann nimmt sie doch den Regenschirm zur Sicherheit mit, als sie in die Küche schreitet, wo sie tatsächlich einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt.
Mario Müller ist kein gewöhnlicher Einbrecher. Er bricht zum allerersten Mal irgendwo ein, weil er etwas zu essen sucht. Und eigentlich (zer-)bricht er auch nichts, denn das Küchenfenster stand offen. Beim Anblick der resoluten Oma im Nachthemd mit dem schwingenden Regenschirm tritt er die Flucht zurück durchs Fenster an und verletzt sich dabei an den Stangen der Bohnen.
Statt die Polizei zu rufen, versorgt Oma Pieselang nun den gebeutelten Mann und erzieht ihn obendrein, denn er schimpft, flucht und raucht ihr zu viel. Mario Müller erzählt den beiden seine Geschichte. Als ehemaliger Zirkuszauberer hat er nichts mehr, als sein Pferdchen und seinen Zirkuswagen.
Klarer Fall, dass auch Brigitte und Peter am nächsten Tag beeindruckt sind, sowohl von Jans als auch von Müllers Geschichte. Als der verletzte Zauberer ins Krankenhaus muss und sich dort einige Wochen auskurieren soll, ergreift Oma die Gelegenheit und den Pferdewagen und fährt mit Brigitte, Jan und Peter auf eine abenteuerliche Ferienreise.
Auf dieser Reise lernen die Kinder quasi ganz nebenbei eine Menge über das Verhalten anderer Menschen, über die Tiere des Waldes und über das Leben auf einem Schloss. Als sie anfangen, über das Essen zu meckern, bietet Oma ihnen an, dass sie selbst die nächsten Mahlzeiten zubereiten könnten. Das geht leider ziemlich schief, ist aber ebenfalls lehrreich, denn Jan, Peter und Brigitte lernen, worauf man bei der Pilzsuche achten sollte und dass Eis im Übermaß gar nicht mehr so lecker ist.
Recht früh begegnen die Zirkuswagenreisenden einem arroganten Sportwagenfahrer samt seiner Braut Daisy. Nach einer zunächst eher unfreundlichen Begegnung freunden sie sich bei mehreren zufälligen Begegnungen miteinander an. Und wieder lernen die Kinder etwas dazu: Nicht nur können Menschen, die unfreundlich wirken, auch einen netten Kern haben – es ist auch nicht jeder mit so einer verständnisvollen und unternehmungslustigen Oma beschenkt, wie die Pieselangs.
Die Bewohner des Campingplatzes, auf denen der Zirkuswagen einen Zwischenstopp einlegt, lernen Pieselangs Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft bei einem Unwetter zu schätzen.
Freilich sind auch die Pieselang-Kinder eben Kinder, und so bleibt es nicht aus, dass sie und ihre Haustiere hier und da ein paar Streiche aushecken. Jedoch bringen sie den Schaden, den sie dabei anstellen, auch wirklich anständig gemeinsam wieder in Ordnung.
Bevor die Familie die Heimreise antritt, begegnen sie noch Marietta, Müllers ehemaliger Partnerin. Und weil zu einer solchen Reise ein Happy End gehört, bringt Oma auch diese Geschichte wieder in Ordnung.
In dieser Oma-Geschichte begegnen dem Leser nicht nur Witz und Abenteuerlust, sondern vor allem auch Hilfsbereitschaft, Kameradschaft, Liebe, Fürsorge, Verantwortungsgefühl, Zusammenhalt und Mut zur Ehrlichkeit.
Einem Buch, das so voller Werte steckt und diese auf eine so charmante wie lustige Weise vermittelt, verzeiht man, dass es aufgrund seines Alters ein paar Ausdrücke und Wendungen verwendet, die heute nicht mehr angemessen sind, wie „Zigeuner“, Negerjunge“ und Kinder „übers Knie legen“.
Wer „Unsere Oma“ noch gar nicht kennt, dem sei Klebergers humorvoller Schreibstil mit diesem, dem Buch entnommenen Zitat, kurz vorgestellt: „Omas Zimmer, in dem sie, um Rollschuh laufen zu können, fast keine Möbel hatte, eignete sich gut dazu, das Pferd zu wenden.“
Altersempfehlung: 6-8 Jahre
Vorlesezeit: –
Daten zum Buch „Ferien mit Oma“
Titel: Ferien mit Oma
Autor: Ilse Kleberger
Verlag: Ravensburger
Jahr/Auflage: 1973 / RTB Band 254
ISBN: 347-3392545
Ferien mit Oma
Titelwahl | Bewertung (1-10) | Begründung |
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Punkte gesamt | 10 | |
Titelwahl | 10 | |
Aufmachung | 9 | Handliches Taschenbuch, dünn broschiert, dadurch lassen sich Eselsohren fast nicht vermeiden Die Zeichnungen sind etwas skurril, aber lustig |
Text/Sprache | 10 | Das Buch lässt sich gut vorlesen, und kann ab dem zweiten Schuljahr gut von den Kindern selbst kapitelweise bewältigt werden. Die Sprache ist entsprechend des Herausgabedatums etwas veraltet, aber leicht zu verstehen. |
Inhalt | 10 | Familie Pieselang hat sechs Kinder. Wenn ihre Oma auf die Kinder aufpasst, wird es nie langweilig. In diesem Buch der Oma-Reihe bricht ein armer Zirkusmann bei den Pieslangs ein. Auf der Suche nach etwas Essbarem wird er von Oma im Nachthemd mit Regenschirm als Waffe in die Flucht geschlagen, die in den Stangenbohnen endet. Oma und Jan versorgen den verletzten Mann und schon am nächsten Tag besetzen die Pieselang-Kinder den Zirkuswagen samt Pferdchen. Das bringt Oma auf die Idee, dass sie eigentlich ruhig einmal mit einem Zirkuswagen in die Ferien fahren könnten. Dass diese Fahrt abenteuerlich, skurril und sehr lustig wird, ist keine Frage. |
Pädagogische Themen | 10 | Familie Geschwister Zusammenhalt Hilfbereitschaft Verantwortungsgefühl |
Pädagogischer Wert | 10 | Die Werte wie Hilfbereitschaft und Zusammenhalt und die Fröhlichkeit der Pieselangfamilie sind auch über vierzig Jahre nach Veröffentlichung absolut zeitgemäß. |
Schlüssigkeit/Logik | 8 | Nun gut, einen Einbrecher selbst zu stellen und ihm auch noch höfliche Ausdrucksformen beizubringen ist natürlich nicht das Erste, was einer normalen Oma einfallen würde - allerdings ist "Unsere Oma" ja auch eine besondere. |
Kreativität | 10 |