Die Traumwächter

Die Traumwächter, Nick Reinhart, Dan Dreyer

Albträume. Jede Nacht. Und man ist so wehrlos gegen diese Monster, die sich zeigen, sobald die Augen zu sind. Es sei denn, es gibt jemanden, der einem zuhilfe kommt und den eigenen Mut weckt.

Kurzrezension

Leon fürchtet sich vor dem EInschlafen, denn er weiß ganz genau, was dann passiert: Er wird wieder einen Albtraum haben, unerträgliche Angst spüren, Gefahren ausgesetzt sein und irgendwann schweißgebadet aufwachen. Seinem besten Freund Bennie ergeht es genauso. Wenn man doch nur etwas dagegen tun könnte.

Leons Papa hat längst bemerkt, was für ein Problem Leon hat, und möchte ihm helfen. In einem Geschäft für sonderbare Dinge erwirbt er eine Lampe, an der einer der sagenhaften Traumwächter lehnt: Ulysses, der Schäferhund. Er stellt sie auf Leons Nachttisch.

Und plötzlich nehmen Leons Träume eine seltsame Wende: Das Unsagbare Grauen, das im Dunkeln unter Leons Bett lauert, der Schrecken im Schrank – oder genauer gesagt: Der Frecken im Frank mit seinem urkomischen Sprachfehler – , der gesichtslose Verfolger – all diese gruseligen Albtraumerscheinungen verlieren nach und nach ihren Gruselfaktor und werden zu wahren Witzfiguren. Liegt das wirklich nur am Traumwächter, oder geschieht diese Wandlung in Leon selbst?

Nacht für Nacht taucht Leon nun voller Tatendrang in die Traumwelt ein, in der er nicht nur Bennie begegnet, sondern vielen weiteren Albtraumfiguren und den beiden Mädchen Norma und Alina, die mithilfe ihrer eigenen Traumwächter dem Bösen die Stirn bieten. Bennie will das alles zunächst nicht so recht glauben. Er selbst stürzt nämlich Nacht für Nacht bei dem Versuch, seinen Modellflieger aus einem Baum zu befreien, von einer unfassbar hohen Felswand herab. Leon verspricht, Bennie zu helfen. Doch ganz so leicht ist es nicht, die Traumwelt zu verändern. Um seinen Albtraum zu besiegen, muss man nämlich auch selbst etwas dazutun.

 

Nick Reinhart schafft hier eine Welt, in der kleine wie große Leser menschliche Urängste wiedererkennen: Dunkle Schatten, Monster im Schrank, das Gefühl, verfolgt zu werden oder den Halt zu verlieren, gefräßige Spinnen, böse Piraten und als Gipfel allen Bösen ein dunkler Mann, ein Fürst vom Finsterfelsen, dem es schlicht Spaß macht, andere in Angst und Schrecken zu versetzen. Die grauenvollen Figuren gewinnen durch ihre teilweise tollpatschige Art menschliche Züge, verlieren bei genauerem Hinsehen schnell ihren Grusel und können den Helden der Geschichte schon bald keine Angst mehr einjagen. Einzig das Urböse, eben der dunkle Mann, führt dazu, dass das Ende von Teil 1 offen bleibt und nach Fortsetzung ruft, denn die Freunde müssen die mutige Alina aus den Fängen des Bösen befreien.

Ob die als Trilogie angesetzte Geschichte tatsächlich verhindert, dass Kinder Albträume bekommen, kann natürlich nicht gesagt werden. Die Leser werden aber dazu aufgefordert, sich ihren Ängsten zu stellen und zu versuchen, aktiv ihre Träume zu gestalten. Die ungewöhnliche, humorvolle und kreative Art, mit der der Leser dazu eingeladen wird, hinter die Kulisse zu schauen und seine Albtraumfiguren und Situationen zu visualisieren, macht Laune. Ein wenig langatmig ist die Erzählweise allerdings, was auch am Übermaß an Adjektiven liegen mag. Und an die sich immer wieder wiederholenden Passagen, in denen die Albträume geträumt werden, muss man sich beim Lesen erst gewöhnen. Dies ist aber gewollt, um die ständige Wiederkehr der Träume spürbar und den Wandel der Traumhandlung deutlich zu machen.

Für ein selbst verlegtes Werk ist dieser Roman erfrischend anders, lustig und gespickt mit Illustrationen, die mal gruselig, mal lustig die Szenen und Figuren pointiert aufgreifen. Eine kleine Textstraffung würde dem Lesefluss aber guttun.

 

Altersempfehlung: 8-11 Jahre
Volumen: 268 Seiten

Daten zum Buch „Die Traumwächter“

Titel: Die Traumwächter Band 1 – Die Traumwelt
Autor: Nick Reinhardt, Dan Dreyer
Verlag: Selbstverlag
Jahr/Auflage: 2019/1.

ISBN: 978-1093201727

Die Traumwächter

KriteriumBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt10
Titelwahl10
Aufmachung9broschiert, farbiges Cover, vom Format her etwas größer, als Standard-Taschenbücher - dadurch etwas empfindlich/unpraktisch, Illustrationen im Buch in Grau gehalten
Text/Sprache8Der Text ist zuweilen etwas langatmig, da Szenen sehr detailliert beschrieben werden. Und man muss Adjektive mögen. Zum Vorlesen ist die Geschichte daher weniger geeignet.
Inhalt10Leon hat immer wieder Albträume. Als sein Vater ihm eine besondere Lampe schenkt, stellt er seltsame Veränderungen in der Traumwelt fest. Plötzlich unterhält er sich mit seinen Angstmachern, stellt sich ihnen entgegen und hilft sogar seinem Freund Bennie, seine Ängste zu besiegen und in der Traumwelt zu bestehen.
Pädagogische Themen10Freudnschaft
Gefühle
Angst
Mut
Selbstbewusstsein
Eigenverantwortung
Pädagogischer Wert10Die Geschichte um die Traumwächter spricht viele wichtige Themen an und zeigt den Jungen Lesern, dass Familie und Freunde zwar hilfreich zurseite stehen, aber man auch immer seine eigene Verantwortung im Leben sehen und sich selbst einbringen muss, um die eigenen Ängste zu bekämpfen.
Schlüssigkeit/Logik-
Kreativität10