Die Schlacht von Karlawatsch

Die Schlacht von Karlawatsch, Heinz Janisch, Aljoscha Blau

„Wozu sind Kriege da?“, fragt Udo Lindenberg in einem Lied. Eine zufriedenstellende Antwort darauf hat er sicher bis heute nicht bekommen, denn das „Warum“ eines Krieges wird immer absurder, je mehr Kriege es gibt auf der Welt. Mit genau dieser Absurdität beschäftigt sich das ungewöhnliche Bilderbuch „Die Schlacht von Karlawatsch“.

Kurzrezension

Keine Einleitung, kein Vorspann – direkt auf der ersten inneren Einbandseite geht es los: Menschen gehen ihrem Alltag nach, Einkauf, Straßen kehren, Zeitung lesen, Fahrradfahren – da tropft ein Eis auf einen Hund. Das Eis ist blau, der Hund rot. Und rot sieht sogleich der Hundehalter.

Schon ist der Streit entbrannt, und sie eilen herbei, die Gaffer, die einstimmen in das Gezeter und Geschrei. Fast fällt gar nicht auf, dass dies erst die Titelseite des Bilderbuches ist.

„Die Schlacht von Karlawatsch“ geht los. Rot marschiert auf gegen Blau, fast wie Vereinsmitglieder muten sie an, schwenken Fahnen und Schals, schlagen sich je auf eine Seite und beginnen, sich zu rüsten. In ihren bedrohlichen gewaltigen roten und blauen Rüstungen rücken sie vor, aufgepeitscht von ihren Feldherren. Und ehe man sich versieht, bewerfen sie sich mit ihren Hüten, dann mit den Knöpfen, mit Jacken und Hosen und schließlich feuern sie ihre Stiefel auf die Gegner.

 

Beinahe geben sie ihr letztes Hemd für den Kampf. Doch wie sie da so stehen, entblößt, ohne Kleider, erkennen sie plötzlich, dass sie doch kein Rot und kein Blau unterscheidet. Es sind doch alles Menschen, die in den Rüstgewändern steckten. Kein Feind ist mehr zu erkennen, jetzt, da sie alle gleich aussehen. Gegen wen sollen sie kämpfen? Warum überhaupt?

Müde sind sie, die Soldaten, und Hunger haben sie. Und so machen sie das einzig Sinnvolle: Sie gehen zum Feuer und essen. Sie reden über ihre Familien, ihren Tag, über Fußball und das Wetter. Die Feldherren sind verstummt, versteinert, erinnern als Denkmäler an die irrsinnige Schlacht.

 

Es ist nicht ganz leicht, diese Geschichte vorzulesen, zumal Text erst mit Beginn der Schlacht zu finden ist. Doch lässt man sich ein auf die Zeichnungen von Aljoscha Blau, dann erzählt sich die Geschichte ganz von selbst.

 

Nicht nur Udo Lindenberg fragt nach dem Sinn von Kriegen. Auch unsere Kinder wundern sich, wenn sie davon hören. Warum gibt es Flucht, warum Kampf, warum müssen Menschen, Kinder sterben? Was soll das? Woher kommt der Hass? Dies zu beantworten ist nicht ganz leicht.

 

Wir Menschen in unserem Streit, der sich viel zu leicht aufbauscht, werden durch „Die Schlacht von Karlawatsch“ entlarvt. Wir verkleiden uns mit unseren Rüstungen in Blau und Rot, den Nationalflaggen, den vermeintlichen Unterschieden. Doch legen wir das Trennende zur Seite, können wir uns als das erkennen, was wir sind: Menschen. Alles Menschen.

Kinder können das noch. Sie gehen vorurteilsfrei aufeinander zu. Sie beseitigen einen Streit binnen Minuten. Sie sind nicht nachtragend. Wann ist den Erwachsenen dies nur verlorengegangen?

 

Die Schlacht von Karlawatsch ist kein Bilderbuch, das Kinder alleine durchblättern und verstehen. Es eignet sich hingegen sehr gut für Vorschulkinder und Schulklassen, um das Thema Krieg anzusprechen und darauf aufmerksam zu machen, dass der vermeintliche Feind doch ein Mensch ist, wie du und ich.

Altersempfehlung: 6-8 Jahre
Vorlesezeit: 6-8 Minuten

Daten zum Buch „Die Schlacht von Karlawatsch“

Titel: Die Schlacht von Karlawatsch
Autor: Heinz Janisch, Aljoscha Blau
Verlag: atlantis
Jahr/Auflage: 2018 / 1.

ISBN: 978-3715207353

Die Schlacht von Karlawatsch

KriteriumBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt10
Titelwahl10
Aufmachung10gebunden, hochwertig, außergewöhnliche Zeichnungen
Text/Sprache10Der Text ist knapp, beginnt erst mit Beginn der eigentlichen Schlacht. Die Vorgeschichte, die Entstehung des Streits, wird allein durch die Bilder erklärt. Die Sprache ist verständlich, das Gebrüll der Feldherren wird durch verzogene, große, fett gedruckte Worte herausgestellt.
Inhalt10Eine Nichtigkeit löst einen Streit aus, der sich aufbauscht. Schneller, als der Leser es fassen kann, marschieren die Soldaten auf und beginnen eine Schlacht - es ist ein Kinderbuch, statt Gewehr und Bombe sind es hier Kleider und Schuhe, die aufeinander geworfen werden, dennoch wirken sie bedrohlich, die stumpfsinnig marschierenden Heere. Doch dann erkennen sie, dass in all den roten und blauen Rüstungen Menschen stecken. Warum kämpfen, wenn man doch auch friedlich zusammen reden und essen kann`?
Pädagogische Themen10Krieg
Frieden
Streit
Menschsein
Unterschiede
Toleranz
Pädagogischer Wert10Das Buch zeigt die Absurdität von Kampf und Gewalt auf. Es ist sehr gut zur Thematisierung in Grundschulklassen geeignet.
Schlüssigkeit/Logik10
Kreativität10