Die Hexe Wawu und die gestohlenen Farben

Die Hexe Wawu und die gestohlenen Farben, Katja Bluhm, Stephanie Wunder

Für viele kleine Leser wird eine Abenteuergeschichte erst richtig spannend, wenn sie sich selbst mitgenommen fühlen in das Abenteuer. Personalisierte Kinderbücher wie die Reihe um die Hexe Wawu machen das ganz einfach möglich.

Kurzrezension

Die Hexe Wawu stellt erschrocken fest, dass nach und nach die Farben aus Traumwelt und Wurzelwald verschwinden. In ihrer Hexenkugel erkennt sie den Grauen Zauberer Tiberius als Übeltäter, der die Farben aus den Träumen heraus in sein graues Reich zieht.

Wawu bittet ihre kleine Freundin – also das Kind, auf welches die Geschichte personalisiert wurde, im vorliegenden Fall Emilia – um Hilfe. Die beiden schwingen sich auf den Hexenbesen und fliegen zuerst zum Hexenhaus, wo Emilia auch noch einmal einen Blick in die Zauberkugel wirft. Sie sieht wie bereits Wawu zuvor den Zauberer, der die Farben Rot und Orange in einer Truhe versteckt.

Die beiden beschließen, ins Graue Reich zufliegen und begegnen unterwegs einigen Traumweltbewohnern, die auch schon ihre Farben vermissen. Die Landschaft in der Traumwelt wird im Vorbeiflug erwähnt: Auf Bergnebelwald folgt Dschungel, dann das Meer mit Eisbergen, in denen ein Adler der Hexe und dem Kind zur Hilfe kommt, weil der Ritt auf dem Besen zu kraftraubend wird. Wurden die ersten Farben noch still und heimlich gestohlen, verschwindet die Farbe Blau nun plötzlich durch einen sehr lauten Zauberstrahl.

Hexe und Kind wechseln vom Besen auf den Rücken des Adlers, der sie zum Schloss von Tiberius bringt. Emilia bittet die Torwächter um Eintritt, den diese ohne Zögern gewähren. Sie überredet dann den Zauberer, die Farben wieder freizugeben und die Hexe Wawu taucht mit einem erlösenden Zauberspruch auch das Graue Reich in Farbe. Problem gelöst, Tiberius ist glücklich, denn mehr wollte er ja gar nicht, und Wawu und Emilia kehren fröhlich heim und feiern im Wurzelwald ein Farbenfest.

Ganz neu ist die Idee einer grauen Welt nicht, denn schon in den achtziger Jahren hatte Regina Regenbogen mit dem bösen Schleichmichel so ihre Sorgen, weil er die Farbkristalle mopste. Dennoch ist die Idee einer personalisierten Abenteuerreihe, die in einer Traumwelt spielt, sehr schön und aubaufähig. Die Zeichnungen sind sehr schön und besonders, die Farb- und Druckqualität ist hochwertig und die Figuren wirken sympathisch. Leider ist der Text an vielen Stellen holprig gereimt, sodass ein flüssiges oder gar betontes Vorlesen fast unmöglich ist. Auch für Erstleser wäre der Text als Fließtext statt in Reimen angenehmer zu lesen.

Inhaltlich gibt es einige Textstellen, die nicht so recht schlüssig sind. Der Untertitel „Emilias wundersame Suche“ passt beispielsweise nicht, da Kind und Hexe Wawu die Farben ja nicht suchen müssen, sondern durch den doppelten Blick in die Zauberkugel bereits vor ihrer Reise genau wissen, wer die Farben wo versteckt hält. An einer Stelle stellt die Hexe fest, dass es regnet und „schaut verblüfft nach oben“. Als Leser sucht man nach dem Grund der Verblüffung, denn die Hexe sieht die Sonne und deshalb auch den Regenbogen, der aber noch vollkommen intakt ist und erst bei der Begegnung mit Freund Riese sein Rot verloren hat. Warum es nur einer höflichen Bitte bedarf, um Einlass in das Schloss von Tiberius gewährt zu bekommen und Emilia auch nur nett fragen muss, um den Zauberer zu überreden, die Farben wieder herauszurücken, ist nicht ganz klar, zumal hier von einem Moment zum anderen das Spannungspotential aus der Geschichte genommen wird. Ein bisschen mehr Magie, gewitzte Tricks und Einfälle täten den Protagonisten gut.

Das Buch ist liebevoll und kunstvoll gearbeitet. Das Thema ist gut gewählt, könnte aber spannender und ausgereifter erzählt werden. Die Idee eines personalisierten Kinderbuches, in dem das Kind neben einer sympathischen und fröhlichen kleinen Hexe die Hauptfigur spielt, ist gut und den ersten drei Bänden werden sicher weitere folgen.

Altersempfehlung: 4-6 Jahre

Vorlesezeit:  10-12 Minuten

Daten zum Buch „Die Hexe Wawu und die gestohlenen Farben“

Titel: Die Hexe Wawu und die gestohlenen Farben
Autor: Katja Bluhm, Stephanie Wunder
Verlag: mb mecklenbook
Jahr/Auflage: 2017

ISBN: –

Die Hexe Wawu und die gestohlenen Farben

TitelwahlBewertung (1-10)Begründung
Punkte gesamt9
Titelwahl10
Aufmachung10Hardcover
quadratisch
Phantastische Zeichnungen, sympathische Figuren
Die Bilder erstrecken sich über die gesamten Seiten
Text/Sprache7Der Text ist in Verse gefasst, die Paarreime sind jedoch rhythmisch nicht besonders gelungen, was das Vorlesen erschwert und für Leseanfänger ebenfalls schwierig ist. Einige Worte wurden fettgedruckt, ohne dass hier ein Sinn erkennbar ist. An einer Stelle wurde versäumt, den Vornamen des Kindes einzufügen, hier steht deshalb " "Warum?", fragt Vorname." Wenn soetwas bei bestellten Geschenkbüchern passiert, ist das unprofessionell.
Inhalt9Die Hexe Wawu wacht über die Träume der kleinen Emilia. Doch plötzlich bemerkt sie, dass etwas Sonderbares vorgeht in ihrer Traumwelt: Nach und nach verschwinden die Farben des Regenbogens und somit auch aller anderen Dinge und Lebewesen. Wawu weiß, dass nur Emilia ihr helfen kann, und so machen die beiden Freundinnen sich auf die Reise zum Zauberer Tiberius, der durch einen falschen Zauberspruch vor langer Zeit alle Farben verloren hat. Nun versucht er auf diesem Weg, sein Reich wieder bunt zu machen. Das gelingt allerdings nicht, vielleicht, weil er die Farben nur einsperrt. Emilia und Wawu fliegen zu ihm und erlösen Traumwelt und das Reich des Grauen Zauberers von der tristen Schwarzweißmalerei.
Pädagogische Themen9Freundschaft
Mut
Hilfsbereitschaft
Pädagogischer Wert8Emilia zögert nicht, Wawu zu helfen, die Farben zurückzuholen. Ein Zeichen für Freundschaft, Mut und Hilfsbereitschaft.
Schlüssigkeit/Logik-
Kreativität9